"Krefeld hautnah": Heiße Diskussionen um Werbetafel und Lärmschutz
Rund 40 Besucher kamen am Dienstagabend ins Linn’sche Huus zur WZ-Stadtteilaktion „Krefeld hautnah“. Heiß diskutiert: Die Werbetafel an der Untergath in Oppum und unzureichender Lärmschutz in Linn.
Krefeld. „Krefeld hautnah“ ist auch bei seiner neunten und vorerst letzten Etappe durch die Bezirke der Stadt kein bisschen müde. Rund 40 Bürger aus Oppum und Linn sprechen im „Linn‘sche Huus“ Probleme an, die ihnen auf den Nägeln brennen: Lärm in Linn, Nahversorgung in Oppum oder die bedrohte Zukunft das Latumer Bruchs. Die WZ hatte die entsprechenden Fachleute dazu gebeten. Und es gibt lebhafte und kontroverse, aber sachliche Diskussionen. An deren Ende verspricht WZ-Redaktionsleiter Michael Passon den Besuchern: „Nächstes Jahr kommen wir wieder und hören nach, wo der Schuh dann drückt. Denn wir machen Zeitung für Sie und fragen vor Ort.“
Eine gute Nachricht zuerst: Was den Standort der digitalen Infotafel an der Kreuzung zwischen Untergath und Hauptstraße in Oppum betrifft, ist offenbar noch nicht das letzte Wort gesprochen. Thilo Forkel, Sprecher der CDU in der zuständigen Bezirksvertretung (BZV), hatte sich lautstark gegen den Platz ausgesprochen, weil er ein Sicherheitsrisiko darstelle. In der WZ hatte er sogar eine Demonstration für den 9. Dezember an besagter Kreuzung angekündigt. Bei der Podiumsdiskussion berichtet Forkel: „Jetzt gab es ein Gespräch. Die Verantwortlichen der Deutschen Städte Medien wollen weitere Alternativen austesten und beispielsweise einen Standort weiter östlich prüfen.“
Zuvor hatte Bezirksvorsteher Hansjürgen Tacken erklärt, dass die BZV keine Autorität in dieser Sache habe. „Wir erreichen nicht viel, man hat uns nicht informiert. Die Verträge sind gemacht, wenn sich einer nicht daran hält, muss der zahlen.“ Kommentar von Passon: „Da geht Kohle vor Sicherheit?“ Christiane Dase, zuständige Redakteurin für Oppum-Linn, hakt nach: „Wäre mehr Initiative der BZV nicht wichtig, wenn so viele Menschen ihre Sicherheit gefährdet sehen?“ Oppums Bürgervereinsvorsitzender Frank Wübbelng betont: „Protest hat immer Zweck.“
Tacken sagt auch, dass es mit der Ruhe in Oppum und Linn mit den Flachstarts des Düsseldorfer Flughafens und dem sechsspurigen Ausbau der A57 nicht besser werde. In Linn liege die Wohnbebauung nur 500 bis 600 Meter von der Autobahn entfernt. „Dort sind keine Lärmschutzwände geplant, auch Oppum hat Probleme. Für unseren Geschmack sind die Lärmschutzwände zu hoch, es gibt nicht mehr genug Wind für die Geismühle.“ Besucher Joachim von Bihl: „Wir haben tagsüber eine Minderung der Lebensqualität. Beim konstanten Geräuschpegel können wir uns nicht mehr draußen aufhalten.“ Christine Tagoe kann es nicht glauben: „Linn bekommt keine Lärmschutzwand?“ Horst König fragt zynisch: „Haben die gebogenen Lärmschutzwände nicht den Effekt einer Konzertmuschel?“ Marc Nikolaus: „Ich wohne an der Geismühle. Wir gucken auf die Autobahn. Uns steht doch Lärmschutz zu.“
Als Vertreter für Straßen NRW als Autobahn-Bauer ist Athanasios Mpasios da. „Ihre Sorgen verstehe ich“, sagt er. „Aber mit dem Flughafen und Lärm von anderen Straßen gibt es auch noch andere Geräuschquellen. Es ist nicht nur die A57. Mit dem Ausbau und dem Flüsterasphalt wird die Lautstärke auch für die Linner um die neue Schönwasserbrücke um fünf Dezibel leiser und liegt acht Dezibel unter dem Grenzwert.“
Dort, wo es noch zu laut sei, werde mit passivem Lärmschutz für Fenster und Lüftungen der Anwohner-Häuser geplant. „Die Entschädigung hierfür erfolgt nach dem Start der Baumaßnahme.“ Was die „Konzertmuschel“ anbetrifft: „Der Schall fällt von den Wänden herunter.“ Es gebe auch zuerst die Lärmschutzwände, dann den Ausbau.
Hubert Jeck will wissen, wie die Linner Kleingärtner vor dem Lärm geschützt werden. Mpasios: „Auch dort wird es besser werden. Wenn Sie das Bundesverkehrsministerium überzeugen können, bekommen Sie vielleicht auch dort Lärmschutz.“ Jeck will jetzt die Fraktionsvorsitzenden anschreiben. Hauke Finger beklagt, dass der Güterbahnverkehr nachts extrem zunehme, dabei sei der Eiserne Rhein noch gar nicht richtig in Betrieb. Lärmschutz müsse her. Tacken: „Die Bahn schützt nur auf neuen Strecken.“