CDU plant Demo gegen Werbetafel
Anfang Dezember will Thilo Forkel die Kreuzung zwischen Hauptstraße und Untergath lahmlegen und damit vor Gefahr warnen.
Krefeld. Der Fuß steht bereits, bis die digitale Anzeige kommt, ist es nur noch eine Frage von Tagen: Innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen wird die umstrittene Werbetafel auf der Verkehrsinsel im Kreuzungsbereich von Untergath und Hauptstraße installiert, sagt die Betreiberfirma Ströer. Eine Nachricht, die in Oppum für Aufregung sorgt. Bürger und Politiker fürchten, die Werbung lenke Auto- und Radfahrer von der stark befahrenen Straße ab und nehme ihnen die Sicht. Zumal: Hier hatten sich in der Vergangenheit bereits mehrere Unfälle ereignet; zuletzt war eine 82-jährige Frau angefahren und schwer verletzt worden.
Der Oppumer CDU reicht’s — und deren Sprecher in der Bezirksvertretung (BZV) Oppum-Linn, Thilo Forkel, geht auf die Barrikaden: Gegenüber der WZ kündigt er an, den Verkehrsknotenpunkt an der Untergath mit einer Demonstration gegen die Riesen-Reklame-Wand lahmzulegen. „Leute kommen genug, die Kreuzung wird voll“, da ist sich Forkel sicher. Auch ein Termin steht schon fest: Für den 9. Dezember von 15 bis 16 Uhr hat Forkel die Kundgebung beantragt. „Ob mir das Polizei und Stadt genehmigen, bleibt abzuwarten.“
Der Ärger um die Werbetafel kocht seit Wochen. Ein Vorwurf der CDU geht dabei an Oberbürgermeister Frank Meyer als Mitglied des Aufsichtsrats der DSM Krefeld Außenwerbung GmbH: Zwar hätten die zuständigen Fachbereiche wie das Tiefbauamt eine Vorlage zum Beschluss zur Aufstellung der zehn Quadratmeter großen Roadscreens bekommen. „Es ist aber kein Ausschuss und auch keine Bezirksvertretung über diese Pläne informiert worden“, ärgert sich Forkel, der sich wie die meisten anderen Mitglieder der BZV vor den Kopf gestoßen fühlt: „Wieso wurden wir zu den Plänen für einen so wichtigen Knotenpunkt in Oppum nicht befragt?“
Dabei gehe es nicht um die Aufstellung einer Werbetafel an sich, sondern einzig um die Wahl des Standortes, betont der CDU-Mann: „Ich hätte gar nichts dagegen, wenn man die Tafel 200 Meter weiter südlich aufstellt, da ist kein Kreuzungsverkehr. Aber doch nicht da!“ Da — auf der Verkehrsinsel zwischen Untergath und Hauptstraße — seien nicht nur zahlreiche ältere Menschen unterwegs, „der Oppumer Friedhof ist direkt um die Ecke. Auch die Schüler der neuen Gesamtschule müssen täglich über diese Kreuzung“.
Gesehen werden, von so vielen Menschen wie möglich — für Ströer ist das ein Verkaufsargument. In der Pressemitteilung heißt es: „Die rund zehn Quadratmeter großen Screens sind an zentralen Verkehrsknotenpunkten platziert und erreichen die mobile Zielgruppe dort, wo sie für Informationen offen ist: in der Wartesituation im Ampelbereich, wo Inhalte besonders aufmerksamkeitsstark wahrgenommen werden.“ Und das, „ohne den Verkehr über Gebühr zu Gefährden“, versichert Ströer. Der Standort sei mit der Stadt besprochen und unter Beteiligung der zuständigen Ämter genehmigt worden. „In Deutschland sind Werbeanlagen, die die Sicherheit des Verkehrs gefährden, grundsätzlich unzulässig. Diese Vorgaben wurden am genannten Standort beachtet.“
Bei der offiziellen Präsentation der Werbetafeln freute sich OB Meyer, „sichtbar digitaler zu werden. Über die Tafeln können wir auch für die Stadt Werbung betreiben und kommunale Informationen verbreiten“. Für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen aus Oppum war das Büro des OBs wegen externer Schulungen nicht zu erreichen.
Die Oppumer CDU hat derweil einen Antrag vorbereitet, in dem sie Meyer auffordert, „das Aufstellen einer solchen Werbetafel an diesem Ort in jedem Fall zu verhindern“. Die Chancen dafür stehen schlecht, wie in der jüngsten Sitzung der BZV deutlich wurde. Vorsteher Hansjürgen Tacken (SPD) zitierte aus einer E-Mail von Jürgen Hengst, der als bau- und planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion zum Standort der Werbetafel Stellung nimmt: „Das Recht zur Aufstellung ergibt sich aus einem Vertrag der Stadt mit der Städtereklame/DSM/Stroer“, heißt es darin. Demnach gebe es „in der Angelegenheit keine städtischen Zuständigkeiten“ und für die betroffenen Bezirksvertretungen „offenbar keine Spielräume für Entscheidungen“.
Eine Antwort, mit der sich Forkel, auch im Namen seiner Fraktion, nicht zufriedengeben will: „Wir sagen, das mag zwar entschiedene Sache sein, fragen aber auch: Was ist teurer — ein verletzter oder gar toter Bürger — oder eine Verlegung des Standortes?“ Hoffnung auf ein Umdenken bei der Stadt, die an der Werbetafel auch finanzielles Interesse hat, hat Forkel aufgegeben. Das Formular für die Demo habe er bereits bei der Polizei beantragt und ausgefüllt. Unterstützung komme auch vom Bürgerverein Oppum. Forkel: „Bevor da etwas passiert und Menschen verletzt werden, wollen wir noch mal auf das Problem aufmerksam machen. Ich sehe es als meine Bürgerpflicht, hier Flagge zu zeigen.“