„Krefeld hautnah“ Die Gartenstadt ist der Aufsteiger
Bei „Krefeld hautnah“ sind klare Unterschiede zwischen den vier grünen Stadtteilen Bockum, Verberg, Gartenstadt und Traar erkennbar.
Krefeld. Bockum, Verberg, Traar, Elfrath und Gartenstadt liegen nicht weit auseinander. Mit knapp 36 000 Bürgern wohnen hier, vielfach im Grünen, mehr als ein Sechstel aller Krefelder. Und dennoch beurteilen sie beim großen Stadtteilcheck der WZ ganz unterschiedlich ihren jeweiligen Stadtteil. Klarer Aufsteiger in Krefeld ist danach die Gartenstadt. Sie holt bei den Aspekten Lebensqualität, Sicherheit, Nahverkehr und Kinderbetreuung die besten Noten im gesamten Stadtgebiet. Verberg als gut situierter Stadtteil verliert hingegen bei der Bewertung der Attraktivität — auch im Vergleich zum WZ-Stadtteilcheck von 2008 — weiter an Punkten.
Zwar zählt der Stadtteil nördlich des Europarings mit seinen Villen zur gehobenen Wohnadresse. Die Lebensqualität wird dennoch nur mit 2,1 bewertet (zu 1,8 noch vor neun Jahren). Die Fischelner mit der Note 1,9 und die Gartenstädter mit 1,8 sind da sichtlich zufriedener. Gleich mehrere Punkte sorgen für diese Unzufriedenheit. Allen voran die schlechten bzw. zu wenigen Einkaufsmöglichkeiten. Dafür gibt es die Note 5. Nur Forstwald mit 5,5 wird noch schlechter bewertet.
Trotz eines regen Vereinslebens mit Schützenverein und Verberger Karnevalsgesellschaft bekommen die Angebote für Jugendliche wie auch für Senioren jeweils eine 4,2. Schlechter ist es danach für diese Gruppen nur noch in Linn, Benrad und Gellep-Stratum. Auch das Sportangebot mit 3,8 ist ebenso wie in Benrad Nord das schlechteste städtische Ergebnis. Die Nähe zur Autobahn wird vor allem von Pendlern und Lkw-Fahrern ausgenutzt. „Zu hohe Geschwindigkeiten auf der Gatzenstraße; Verkehr sollte öfter überwacht werden“, sind nur exemplarisch für persönliche Anmerkungen auf den zahlreichen ausgefüllten Fragebögen. Nur bei den Aspekten Sauberkeit, öffentlicher Nahverkehr und Kinderbetreuung ist die Zufriedenheit gewachsen.
Der gut-bürgerliche Dorfcharakter, der gepflegte und gelebte Gemeinschaftssinn, die weitgehend gute Infrastruktur und die ansprechende Gastronomie in Traar zeigen Wirkung. Bei dem Aspekt Lebensqualität vergeben die Befragten die beste Note im gesamten Stadtgebiet: eine 1,2. Bis auf die Note 3 für das Angebot für Jugendliche, das im Vergleich zu den anderen Stadtteilen in Ost trotzdem noch die höchste Bewertung erhält, liegen alle anderen Noten mit einer 1,6 für Sauberkeit, 1,9 für Kinderbetreuung, 2,4 für Sportangebote deutlich darüber. Auch im Vergleich zum Stadtteilcheck 2008 haben sich diese Noten, vor allem bei den Themen Sauberkeit von 2,3 auf nun 1,6 und Verkehrsbelastung von 3,5 auf 2,8 verbessert. Der Bürgerverein setzt sich dafür ein, dass das auch so bleibt. Denn wenn der neue Lebensmittelmarkt nördlich des Festplatzes ebenso wie das geplante Neubaugebiet am Buscher Holzweg kommen, fürchtet der Vorstand noch mehr Verkehrsbelastung auf der Moerser Landstraße.
Der größte Stadtteil im Bezirk Ost ist Bockum mit mehr als 20 600 Bewohnern. Er erstreckt sich von der Grenzstraße im Westen bis zur Bremer Straße im Osten und besticht durch seine Grünanlagen, die ruhige und zentrale Lage sowie seine zahlreichen Einrichtungen von Zoo bis Badezentrum. Die Lebensqualität wird mit 1,9 benotet, die Anbindung an den ÖPNV mit 1,6. Gemeinsam mit Gartenstadt ist das die beste Benotung in Krefeld.
Die geografische Lage Bockums mit Anbindung an den Industriestandort Uerdingen und die beiden Autobahnzubringer an der Berliner Allee und dem Europaring führen jedoch auch zu einer höheren Verkehrsbelastung. Dafür gibt es nur die Note 3,5. Nur Linn, Stadtmitte, Benrad-Nord und Dießem/Lehmheide schneiden schlechter ab. „Der LKW-Verkehr hat eklatant zugenommen, obwohl es ein Durchfahrtsverbot gibt“, ist deshalb als persönliche Anmerkung der Befragten häufiger Kritikpunkt.
Obwohl rund ums Bockumer Rathaus etliche Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind, monieren die Befragten Richtung stadteinwärts, dass seit dem Weggang von Kaiser’s an der Kaiserstraße Lebensmittelgeschäfte gänzlich fehlen. Dennoch werden die Einkaufsmöglichkeiten mit einer 2,3 ziemlich gut bewertet.
Wo viele Grünanlagen und Radwege sind, fallen ungepflegte Stellen stärker auf. So monieren zahlreiche Bockumer, dass zu Zeiten der Euroga die Flächen tipptopp waren, inzwischen ihr Erscheinungsbild aber sehr zu wünschen übriglasse: Ob der Grüngürtel zwischen Glindholzstraße und Autobahn, nicht beschnittene Bäume oder zuwachsende Radwege. Hier ist der Arbeitsstau im Fachbereich Grünflächen deutlich zu sehen.
Vor allem in den Bezirken Sollbrüggen, Tierpark und Stadtwald sind im Statistischen Jahrbuch von 2015 allein 5000 Einzelhaushalte erwähnt. Auch die Altersstruktur ist hier höher. Deshalb ist die 3,1 als Note für Angebote für Senioren im Vergleich eher als Appell zu verstehen statt als Zufriedenheit. Auch fehlen laut der Befragten: „seniorengerechte, bezahlbare Wohnungen zwischen 60 und 70 Quadratmeter in solider Qualität in Bockums Mitte“.
Die Investitionen der Wohnstätte und weiterer Immobilieneigentümer in den vergangenen sechs Jahren in der Gartenstadt zeigen ihre Wirkung. Die Lebensqualität, Sauberkeit, Sicherheit, die Preise der Mieten werden beim Stadtteilcheck von den Bewohnern fast durchgängig besser bewertet als noch vor neun Jahren und in vielen Fällen auch besser als in den anderen Stadtteilen. Die schlechteste Benotung mit 2,7 bekommt der Aspekt Einkaufsmöglichkeiten. Doch auch das könnte sich schon bald ändern. Im kommenden Dezember wird der neue Netto-Markt an der Breslauer Straße als Nahversorger des Stadtteils wieder öffnen. „Wird langsam alles schöner hier“, lautet denn auch der persönliche Kommentar eines Befragten.