Zivilcourage Krefelder retten Krefelder
Zwölf Bürger sind im Rathaus vom Weißen Ring und dem Oberbürgermeister für ihre Zivilcourage geehrt worden.
Krefeld. Eigentlich hat Natascha Vallas gerade ihren Kopf ganz wo anders, als sie am 31. Juli letzten Jahres über die Oppumer Straße stadteinwärts fährt. „Ich hatte gerade die letzte Prüfung an der Uni und noch so viel Energie“, erinnert sie sich.
Natascha Vallas, das rief die Autofahrerin einer Frau zu, die gerade von zwei Männern überfallen und geschlagen wurde. Vallas hatte mit ihrem Wagen sofort zurückgesetzt, wild gehupt und die Beifahrertür aufgerissen.
So voller Glücksgefühl über das Geschaffte bemerkt sie während des Fahrens, wie auf dem Bürgersteig eine Frau von zwei Männern geschlagen wird. Als sie registriert hat, was dort passierte, fuhr sie rückwärts zum Tatort zurück. Dabei ließ sie intuitiv, wie sie erzählt, ihre Energie an der Hupe aus. Auf der Höhe der Frau angekommen öffnete sie die Beifahrertür, „steigen Sie ein!“ rief sie, die Frau sprang in das Auto und die Männer, die ihrem Opfer schon Bargeld und Handy geraubt hatten, waren so überrascht, dass sie von ihm abließen. Wenig später konnte die Polizei die beiden Täter noch in der Nähe des Tatorts festnehmen.
Natascha Vallas und elf weitere couragierte Bürgerinnen und Bürger aus Krefeld wurden gestern im Rathaus für ihren Einsatz im vergangenen Jahr geehrt. Oberbürgermeister Frank Meyer dankte ihnen: „Sie haben einen Beitrag geleistet, dass unsere Stadt ein bisschen besser geworden ist.“
Polizeipräsident Rainer Furth fügte in seiner Laudatio hinzu, dass die Krefelderinnen und Krefelder eine „ganze Bandbreite von dem, was man richtig machen kann“, an den Tag gelegt haben.
Horst Siebert, der Spaziergänger sagte das zu einem Suizidgefährdeten, der schon auf den Bahngleisen stand. Im gleichen Moment zog er den Mann an seinem Gürtel herunter von der Gefahrenstelle.
Wachsam sein, sich für seine Nachbarschaft mit verantwortlich fühlen und eine Straftat verhindern, dafür wurde Markus Hennes geehrt. Ihm waren in seiner Nachbarschaft zwei Mädchen von ungefähr 13 und 16 Jahren aufgefallen, „schließlich kenne ich hier alle“. Dann hörte er von Nachbarn, dass die beiden versucht hätten, einzubrechen — jedoch ohne Erfolg.
„Als ich daraufhin mit dem Auto unterwegs war, sah ich die Mädchen wieder. Doch ich konnte nicht hinterher, weil eine Einbahnstraße vor mir war. Da habe ich vorschriftsmäßig mein Auto abgestellt und die Polizei angerufen. Ich hatte vermutet, dass die beiden mit der Straßenbahn wegfahren würden.“ Er hatte richtig kombiniert und die Polizei konnte die beiden Tatverdächtigen schließlich aus der Straßenbahn holen.
Es stellte sich heraus, dass es vernünftig gewesen war, die Mädchen nicht selber anzusprechen; sie hatten Pfefferspray dabei.
Horst Siebert hat im vergangenen September einen 72-Jährigen, der sich vor die Bahn werfen wollte, davon abgehalten. „Ich war im Forstwald mit dem Hund unterwegs und kam an den Bahnübergang Degensweg. Da habe ich jemanden hinter der Schranke stehen sehen“, erzählt er. Er spricht den Selbstmordgefährdeten an, doch der will nichts hören.
„Sie haben mir nichts zu sagen!“, ruft der Senior. Daraufhin entgegnet Horst Siebert: „Wenn hier jetzt einer was zu sagen hat, dann bin ich das!“ Gleichzeitig langt er über die Bahnschranke und fasst den Mann an seinem Hosengürtel. Er zieht ihn daran an der Schranke entlang und schließlich aus dem Gefahrenbereich heraus. Als das geschafft ist, rauscht der Zug vorbei. Siebert ruft Krankenwagen und Polizei und überlässt ihnen das Weitere.
Beherzt eingegriffen und so Schlimmeres verhindert oder gar Leben gerettet, haben Krefelder auch durch das Retten einer Person vor einer Rauchvergiftung, das Einsperren von einem Einbrecher und das Melden von einem Automatenaufbruch.
Über zwei Fälle von Zivilcourage freut sich Robert Lax, Kriminalhauptkommissar und Leiter der Prävention in Krefeld, besonders. Sie betreffen den so genannten Enkeltrick. „Ohne das couragierte Handeln der Zeugen wäre es hier zu einem Schaden von 39 000 Euro gekommen. Es ist erschreckend, dass das immer wieder klappt.“ Und er gibt den Rat, man solle vorsichtig beim Telefonieren sein, vor allem wenn da jemand Bekanntschaft suggeriert.
Das Credo für Zivilcourage des Weißen Rings lautet: „Beobachte die Situation genau. Fordere andere zum Mithelfen auf. Präge dir Tätermerkmale ein. Wähle Notruf 110. Kümmere die um das Opfer. Bleib als Zeuge am Tatort. Gefährde dich nicht selbst.“