Krimi-Tage: Ganoven im Wohnzimmer

Jepe Wörz hat auf Einladung der WZ bei Familie Draken in Hüls gelesen.

Krefeld. Mord und Totschlag hat man ja sonst nicht so gerne im eigenen Wohnzimmer. Raimund und Petra Draken haben nichts dagegen, sie haben sogar Familie, Freunde und Nachbarn eingeladen. Statt Schlachtplatte gibt es Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, auf dem Fernsehbildschirm flackert ein Kaminfeuer von DVD.

WZ und Leporello-Verlag haben zu den Krefelder Krimi-Tagen eine Wohnzimmerlesung mit echtem Autor verlost. Petra Dra-ken hat sich beworben, obwohl ihr Mann meinte: "Da haben wir sowieso keine Chance." Hatten sie aber doch, und so steht an einem ganz normalen Samstag neben der Presse auch Jepe Wörz in ihrem Wohnzimmer in Hüls.

Der Mönchengladbacher ist so ungefähr das exakte Gegenteil des vergeistigten Schriftstellers aus den gängigen Klischees. Er ist der geborene Unterhalter, frech, ironisch und schlagfertig. Das merkt man auch an seinen Geschichten. In seiner allerersten, die gleich einen Krimipreis gewann, vergräbt der Held nachts eine Leiche und merkt erst spät, dass er mitten im Bökelberg-Stadion buddelt. "Damit wollte ich mich bei den Gladbachern einschleimen", sagt der Autor, der aus Paderborn hierher zog. "Hat ja auch funktioniert."

Da ihn die Versammlung im Wohnzimmer an eine "Künstler-Kommune" erinnert, verteilt er danach Textblätter. Aus seinem Roman "Vitus-Zeichen" wird mit verteilten Rollen gelesen, inklusive niederrheinischem Zungenschlag, der hiesigen "Mund-Abart", wie Wörz meint. Hinge bei den Drakens ein Stimmungsbarometer, es würde längst heftige Ausgelassenheit anzeigen.

Höhepunkt des Abends ist eine Kurzgeschichte über die Unterdrückung des Mannes durch die Frau, eine Verschwörung, die zwangsläufig mit dem Ableben des Unterjochten endet: "Ältere Männer bedeuten steigende Arztkosten bei sinkendem Einkommen", argumentiert Wörz.

Spätestens jetzt ist die Krimi-Lesung pures Kabarett, in einer Atmosphäre, die wohl auch der Autor noch nie erlebt hat. "Kann man Sie auch so mal mieten, abendweise?", möchte eine ältere Zuhörerin wissen. "Klar", meint Wörz. "Aber nur zum Vorlesen."