Kulturhafen: Musiker malt mit dem Schlagzeugklöppel

Wenn Jazz auf Kunst trifft, kommt es zu spannenden Kollisionen. Zu erleben war das am Wochenende in Uerdingen.

Krefeld. Die Verbindung von Farbe und Klang führte schon den Russen Wassily Kandinsky zu eigenwilligen künstlerischen Kompositionen. Ihm folgten in der abstrakten Kunst Größen wie Emil Schumacher oder Jackson Pollock. Gerade von dem US-Amerikaner und dessen "Action-Painting" hat sich Nikolaus Maaß bei seinen Arbeiten in den vergangenen Jahren stark inspirieren lassen.

Dabei ist das Malen für Maaß, 1952 in Gelsenkirchen-Buer geboren, nur zweite Form künstlerischen Ausdrucks. Denn eigentlich ist er mit Leidenschaft Jazz-Drummer. Aus seiner Musik holt Maaß auch die Motive für seine 34 Arbeiten, die am vergangenen Wochenende unter dem Motto "Jazz trifft Kunst" im Kulturhafen Uerdingen an der Hohenbudberger Straße zu sehen waren.

Entstanden sind großformatige Bilder in Öl- und Mischtechnik, die wie eine Klang-Komposition aus Farben wirken. Als wenn er am Schlagzeug wirbeln würde, lässt Maaß in Farbe getauchte Schlagzeugklöppel und Drumsticks auf Leinwände und Maltücher spritzen, fließen oder tropfen. "Alles entsteht zwar zufällig, aber ich entscheide, wo ich mit der Farbe hingehe", erklärt Maaß seine Aktionsmalerei.

Im Zuge der Improvisation entwickelt er aus diesen Farbspritzern und -flüssen komplexe Strukturen, Rhythmen und Muster, bei denen er auch einzelne Figuren herausschält. Sei es eine in rot-gelb gemalte Violine oder bei "Timm’s Welt" eine Kordel als zusätzliches Material - Maaß setzt ganz auf emotionale Bilder und Collagen. Kritische Ansätze finden sich dagegen bei seinen Objekten. In "Halbwertzeit von Waldböden" hat der Musiker Alltagsmüll auf Leinwand gepresst oder kurzerhand einen alten Computer auf hässlich getrimmt, um mit "Kiss me, I´m your lover" den Chatwahn zu kommentieren.

Am Samstagabend folgte als Ergänzung zur Werkschau noch ein improvisiertes Live-Konzert des BKM-Trios, bei dem Maaß am Schlagzeug sitzt.