Leben wie die Burgfräulein
Am Frauentag erfahren Mädchen zwischen acht und zwölf auf spielerische Weise, was ihre Vorfahren wissen mussten.
Krefeld. Der Frühling bleibt draußen: Die Temperaturen dringen nicht durch die meterdicken Mauern in die Burgküche. Deshalb sitzen neun kleine Burgfräulein um das offene Feuer herum, das sie selbst entzündet haben. Am Internationalen Frauentag erleben die Kinder zwischen acht und zwölf Jahren „Einen Tag nur für Mädchen auf Burg Linn“, entdecken mittelalterliche Bräuche und schlüpfen in die Rolle kleiner Adelsfrauen.
Das Kaminfeuer wurde nicht mit dem Streichholz entzündet. „Wir haben einen Feuerstein genommen und ihn mit einem Schlageisen bearbeitet, bis Funken kamen. Die sind auf einen getrockneten Baumpilz gefallen und haben das Feuer entzündet“, erklären Sophia (7) und Luisa (10). „Das war schwer.“
Nun prasseln die Scheite und es geht an die nächste Arbeit. In ihren langen Röcken und breiten Schultertüchern, die sie von zu Hause mitgebracht haben, setzen sich die Mädchen an den langen Tisch, um ihre Kleidung zu vervollständigen und Schapel herzustellen. Das ist die mittelalterliche Kopfbedeckung der unverheirateten Frau.
Auf diese spielerische Art und Weise lernen die Mädchen, was eine Burgherrin und ihre Mägde im Alltag wissen mussten. „Das ist heute fast nicht mehr bekannt“, sagen Gabriele Grimm-Piecha und Gisela Besau vom Katholischen Forum. „Die Vorratshaltung und die Verwaltung von Hab und Gut lagen in den Händen der Frauen.“
Sie leiten die Kinder an und verteilen rote Samtschläuche, die mit Watte gefüllt werden. „Früher benutzten die Frauen Rosshaar dazu, das ist sehr teuer“, erzählt Grimm-Piecha. Bald ist das Schapel fertig.
Die Kinder sind begeistert, zum Beispiel Malin (9): „Ich möchte lernen, wie die Leute hier gelebt haben, was die Aufgaben der Frauen waren“, sagt sie. Nun geht es an die Kosmetik der Burgfräulein. Rosenblätter aus dem Botanischen Garten werden mit Lavendel und Salbei vermischt, mit Öl und Bienenwachs versetzt und zu Rosenbalsam verarbeitet. Jedes Mädchen darf eine Dose samt duftendem Inhalt mit nach Hause nehmen.
Bevor es „Lebet wohl“ heißt, findet ein festliches Bankett mit einem Schreittanz zu mittelalterlichen Klängen statt. Die Speisen haben die Kinder mitgebracht. Sophia (10) zählt auf: „Wir haben Fladenbrot, Käse, Weintrauben, Trockenobst, Nüsse, Mineralwasser und Saft. Diese werden in Steinschüsseln, Tonkrügen und Holzbrettchen nach mittelalterlicher Sitte aufgetischt. Nur die Erdnüsse nimmt Besau weg: „Diesen Import gab es damals noch nicht.“