Made in Königshof: Russisches Bier für die halbe Welt

Krefeld ist jetzt Vertriebsrampe für ganz Mitteleuropa. Und es wird weiter investiert.

Krefeld. Baltika 3 heißt das russische helle Lagerbier, das die Brauerei Königshof als Partner der Baltika-Brauerei, Hauptsitz in St. Petersburg, produziert und abfüllt. Die größte russische Brauerei, die ein Joint Venture (Gemeinschaftsunternehmen) mit der Carlsberg Brauerei in Kopenhagen betreibt, hatte ihre Rampe für das Vertriebsnetz in Mitteleuropa lange in Hamburg. Das bedingte hohe Fracht- oder Transportkosten: etwa um die fünf Euro pro Kiste Flaschenbier — ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll.

Deshalb gab es im Mai 2011 die Anfrage von Carlsberg an die Brauerei Königshof: „Können Sie Vertriebsrampe für Baltika für den mitteleuropäischen Raum werden?“ Die Brauerei, sagt Verkaufsleiter und Prokurist Frank Tichelkamp, konnte. Und so kamen für zweimal vier Wochen zwei Braumeister aus St. Petersburg, um die Kollegen in das spezielle, patentierte russische Brauverfahren von Baltika 3 (in etwa ähnlich dem Ice-Beer von Carlsberg: sehr intensiv, geschmackvoll, sehr bitter) einzuweihen.

Seit August 2011 betreibt die Brauerei Königshof, ausgestattet mit langfristigen Verträgen, die Produktion und die Lohnabfüllung des russischen Bieres, das sehr begehrt ist: 14 Händler aus Deutschland, Frankreich, Benelux-Staaten, Österreich und der Schweiz kommen nun in regelmäßigen Abständen zur Obergath 68-112, um die Kästen mit den 0,5-Longneck-Flaschen Baltika 3 (Baltika nummeriert seine Biersorten) abzuholen. Durch den Standort Krefeld-Königshof wurden die Transportkosten auf rund einen Euro gesenkt.

Die Longneck-Flaschen, die die Königshofer für die mitteleuropäischen Kunden eingeführt haben, sind Mehrwegflaschen wie ihre eigenen Original-Königshof-Flaschen. In Russland haben die Baltika-Flaschen eine andere Form. Keine Mehrweg-Flaschen, sie landen im Altglas-Container.

Insgesamt werden an der Obergath 16 verschiedene Biere gebraut und abgefüllt. Davon sind sieben Königshofer Produkte. Vier Kölsch-Sorten werden nur abgefüllt, unter anderem Mühlen Kölsch. „Die Lohnabfüllung ist konstant gewachsen“, sagt Tichelkamp. „Wir sind ein Dienstleistungs-Standort mit regionalen Eigenmarken.“

Neben Hannen und Gatz stellen die Königshofer Urfels Alt und Pils in Flaschen für die Brauerei Urfels in Duisburg-Walsum her. Zwei Fassbiersorten werden für den niederländischen Raum gebraut. Drei Biere (Pils, Alt, Export) sind für den Discounter Netto, zwei von ihnen wurden 2012 mit Goldmedaillen der Deutschen Landwirtschafs-Gesellschaft (DLG) ausgezeichnet. Eigene Produkte erhielten bereits zweimal den Landesehrenpreis für Lebensmittel in Gold.

Der Verkaufsleiter berichtet von weiteren Investitionen in der Brauerei: „Seit März läuft eine Pasteur-Anlage. Dabei werden alle noch etikettlosen Flaschen, deren Inhalt Zuckerzzusatz hat — zum Beispiel Malz — in laufenden Erhitzungskammern in einem Zeitraum von rund 25 Minuten kurzzeitig in mehreren Phasen auf maximal 69 Grad Celsius erhitzt. Das gilt auch für Produkte, für die der Kunde sich das wünscht. Pasteurisierung verlängert die Haltbarkeit“, sagt Tichelkamp. Die zweite Neuerung: Zurzeit installiert und im August in Betrieb genommen wird eine Trockenlinie für die Verpackung, zum Beispiel der Six-Packs.

Grundsätzlich, sagt Tichelkamp, „könnten wir nach all unseren Investitionen hier am Standort eine Million Hektoliter produzieren. Und wir können auch immer noch Abfüllkapazitäten anbieten.“ Der Mix aus verschiedenen Dienstleistungen, sagt er, mache den Erfolg der Brauerei Königshof aus — trotz erheblich gestiegener Kosten für Rohstoffe und Energie. Dies müsste eigentlich Preiserhöhungen zur Folge haben. Das sei aber gegenüber dem Handel zurzeit nicht zu realisieren, sagt Tichelkamp.