Mit dem GPS-Gerät in die Natur

In Krefeld liegen über 100 Schätze versteckt. Geocacher suchen sie mit modernster Technik. Die WZ hat sich mit einem von ihnen auf den Weg gemacht.

Krefeld. Vogelgezwitscher, ein Specht klopft an einen Baum. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Stefan wirft einen Blick auf sein GPS-Gerät und zeigt in Richtung eines Info-Schildes. „Da müssen wir hin.“

Stefan ist ein moderner Schatzsucher. Genauer gesagt ist er Geocacher und befindet sich gerade mitten in der Suche nach einem Schatz. Dafür braucht er einige Koordinaten aus dem Internet, die er in sein GPS-Gerät eingibt und schon geht es los.

Jetzt steht er vor einer Info-Tafel an einem Parkplatz am Hülser Berg. Um an die nächsten Koordinaten zu kommen, muss er herausfinden, wie lang der Naturerlebnispfad ist. Ein Blick auf die aufgedruckte Karte und er hat die Lösung. Geübt gibt er die Daten in sein graues GPS-Gerät ein und marschiert los.

„Ich mache das schon so um die vier Jahre. Im Sommer regelmäßig, ansonsten eher sporadisch“, erläutert er und steht schon vor dem nächsten Straßenschild. „Hier irgendwo muss eine Postleitzahl drauf stehen“, murmelt Stefan. Nach kurzer Suche findet er die gewünschte Info hinten auf dem Schild.

Entlang einer Straße am Waldrand geht es weiter. Plötzlich bleibt der 27-jährige Hobby-Cacher stehen. „Wir sind falsch gelaufen. Wir hätten schon da vorne den Waldweg hoch gemusst.“ Also geht es wieder zurück, einen schmalen Pfad hoch — direkt in den Wald. Auf einer Anhöhe wartet die nächste Info-Tafel.

Auch hier ist die Frage schnell beantwortet und Stefan steigt eine morsche alte Holztreppe hinab. Unten angekommen breitet sich eine fast unwirkliche Landschaft aus. Zwischen sonnenbeschienenen Birken liegen große, dicke Betonrohre, die sich die Natur schon fast ganz zurückerobert hat.

Moos wächst auf den Relikten aus vergangenen Tagen, Pflanzen und Tiere nutzen die Rohre als Lebensraum. Paare haben Liebesbotschaften in die Beton-Wände geritzt. „Bis zum Ende des letzten Jahrhunderts stand hier eine Zementwarenfabrik“, erklärt Stefan mit Blick auf die Informationen, die er sich aus dem Internet ausgedruckt hat.

Das Geocachen ist nämlich nicht nur eine moderne Schatzsuche, sondern vor allem auch ein Outdoor-Spiel. Sich in der Natur zu bewegen und unterwegs zu sein, sind wesentliche Aspekte des Geocachens.

„Das Schönste am Cachen ist eigentlich, dass man immer wieder Orte kennenlernt, die man ansonsten nie entdeckt hätte“, bestätigt Stefan. Vor einiger Zeit hat er seinen hundertsten Cache gefunden. Unter Geocachern sei das aber eine relativ geringe Anzahl.

Nun steht er an einem Stahlrohr und berechnet die Quersumme der eingravierten Zahlen. „Als Cacher sollte man die wichtigsten Rechenregeln beherrschen“, sagt er und schmunzelt. Es sei immer gut, einen Taschenrechner dabei zu haben.

Am Ökozentrum Hülser Bruch angekommen, weiß er nicht weiter. „Findet ihr den Talring?“, lautet die Frage. Dem 27-Jährigen ist nicht ganz klar, was gemeint ist. Zum Glück gibt es für solche Fälle oft verschlüsselte Hinweise in den Cache-Informationen. „Ach so, jetzt verstehe ich, was ich machen soll“, ruft Stefan auf einmal.

Er gibt die neuen Koordinaten ein. Ein letzter Zweifel, ob die Zahlen stimmen, bleibt jedoch. „Die Suche ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Manchmal findet man die Dose einfach nicht oder kommt mit der Aufgabe nicht klar.“

Er erreicht die letzte Station. Wenn er hier die Aufgabe lösen kann, muss er nur noch den „Final“, also den eigentlichen Schatz, finden. Stefan muss heraus bekommen, wann ein bestimmtes Spielgerät hergestellt wurde.

Eigentlich reichte dafür ein Blick auf die Metall-Befestigung der Kletteranlage, doch überall sind Muggel. Als Muggel bezeichnen Cacher alle nicht Eingeweihten. Diese sollen möglichst nicht mitbekommen, was da gerade vor sich geht. Irgendwann trollen sich die Unwissenden. Stefan hat die End-Koordinaten.

Es geht wieder zurück zu den Röhren. „Hier müsste der Schatz irgendwo sein“, sagt Stefan. Er kriecht halb in die Röhre rein, guckt links und rechts, findet aber nichts. Wichtig ist für die Cacher, dass die Umwelt bei der Suche nicht zerstört wird. Das sieht auch Stefan so: „Wer Cachen geht, sollte Umweltbewusstsein mitbringen.“

Bei der Suche kommt er an dieser Stelle erst einmal nicht weiter. Ein Hinweis muss helfen. Als der entschlüsselt ist, weiß Stefan, wo er suchen muss und ist erfolgreich. Wo genau der Cache versteckt ist, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Stefan öffnet den Schatz — eine durchsichtige Tupperdose — und trägt sich in das Logbuch ein. Anschließend wird der Cache wieder gut versteckt, damit ihn die nächsten Schatzsucher finden können.