Gambler: Jamming zum Jahresgedenken
Ein Jahr nach dem Tod des Frontmannes von Gambler veranstaltet seine Frau Andrea van Offern ein Memorial-Concert in der Kulturfabrik.
Krefeld. Im Dezember 2009 war Gambler der Headliner des Benefizkonzertes in der Niederrheinhalle für den krebskranken Niklas. Dem Sänger der Band ging es damals selbst alles andere als gut. Im Januar 2010 die Diagnose: Krebs.
Am 26. April starb Dirk van Offern im Alter von 55 Jahren. Ein Jahr danach geht Gambler wieder auf die Bühne: Für das Memorial- Concert am Freitag, 20. Mai, hat Andrea van Offern, die 14 Jahre mit dem Sänger zusammen war, die Kulturfabrik gemietet.
„Ganz viele Freunde haben zugesagt“, freut sie sich auf den Abend, an dem ihr Mann wieder ganz präsent sein wird, obschon er — wie alle Verstorbenen — in Gedanken immer lebendig geblieben ist. Zwei CDs („Red On Blue“, 1992, und „Rock On Blues“, 2008) sowie mehr als 100 selbstgeschriebene Songs haben van Offern und Gambler der Nachwelt hinterlassen.
Dieter Bützer, Gitarrist, 35 Jahre Wegbegleiter, erinnert sich, als er 1973 Dirk van Offern im Schichtdienst bei der „grauen Post“ kennengelernt hat: „Wir haben uns im Fernmeldeamt über Musik unterhalten, über John Lennon, über Neil Young, über Living Blues.“
Bützer saß alsbald im Keller seines Kollegen: „Er coverte Neil Young mit einer Akustik-Gitarre und einer Blues Harp.“ Fortan wurde gemeinsam geprobt. „Das freilich ging manchen Frauen auf den Geist“, erinnert sich Dieter Bützer an den Nebeneffekt des Hobbys Rockmusik.
Zu beiden gesellten sich Heinz-Peter (Rhythmus-Gitarre) und Dietmar Winkelmann (Schlagzeug) sowie Rainer Buschak (Bass). 1976 entstand wie aus der Asche die Band Phoenix, die sich in kurzer Zeit zu einer in Krefeld und Umgebung bekannten Hardrock-Band mit Wurzeln im Blues mauserte. Ende der 70er Jahre stand sie mit Colosseum II oder den Scorpions auf der Bühne.
Die weltbekannten Hardrocker aus Hannover trafen Gambler nun in anderer Besetzung (Dirk, Dieter, Ingo Wachmeister (dr) und Rainer Schmitz (b) im Juni 2005 im Königpalast wieder. Die Krefelder sind neben Blind Guardian die einzigen, die es bislang in der Arena an der Westparkstraße zu einem Heimspiel gebracht haben.
Bei Blind Guardian und der Vorgängergruppe Lucifer Heritage ist übrigens Drummer Thomas Stauch groß geworden, der zum aktuellen Line up von Gambler gehört — ebenso wie Bassist Claudio Jans aus Mönchengladbach.
Auch wenn die Band zuletzt mehr auswärts als daheim aufgetreten ist, war Dirk van Offern ein bodenständiger Krefelder. „Die Nichten und Neffen liebten ihn — und er die Geselligkeit, Formel 1 und den KEV“, sagt seine Frau. Vor allem war er vorsichtig bei der Zukunftsplanung: „Anfängliche Plattenverträge schienen ihm nie sicher genug“, sagt Weggefährte Dieter Bützer.
Er wollte die Musik als Hobby und bei der sicheren Post bleiben.“ Dirk van Offern war schon unter der Erde, da schickte ihm sein Arbeitgeber eine Urkunde für 40 Jahre Betriebszugehörigkeit. Van Offern gehörte zu den vor Jahren an die Strabag vermittelten Mitarbeitern, die für die Stromversorgung der Telekom zuständig sind.
Andrea van Offern hat die Gäste-Liste fürs Memorial-Konzert noch nicht abgeschlossen. Rob Orlemans ist dabei, und zwei weitere niederländische Rockmusiker: Dick Stam (v/b) und Tenny Tahamata (b, bei Julian Sas). Aber auch mehrere Krefelder werden sich am Jamming für Dirk van Offern in der Kufa beteiligen.