Mit dem Passat im Rücken gen Brasilien

Der Krefelder Michael Kersting gehört zur vierköpfigen Crew mit dem Weltumsegler Michael Wnuk (Kapellen), die am Sonntag von Kapstadtaus Kurs auf Salvador/Bahia nimmt.

Krefeld. Rund 3700 Seemeilen (6600 Kilometer) liegen zwischen Kapstadt und Salvador de Bahia - und auf knapp halbem Weg die britische Insel St. Helena: Was kann einer Segel-Mannschaft auf der kaum befahrenen Route im Südatlantik zwischen Südafrika und Brasilien schon passieren? Um die Jahreszeit sind beständige Passatwinde von achtern zu erwarten, keine "Monsterwellen". Aber man kann schlafende Wale und verlorene Schiffscontainer rammen, sich in dieser fischreichen Gegend in Stahltrossen von Stellnetzen festfahren, von denen man nur mit einer guten Eisensäge wieder loskommt. Und man kann sich auf einem nur zwölf Meter langen Boot in der Eintönigkeit nerven.

Der Krefelder Weinhändler und Familienvater Thomas Kersting, Mitglied der Krefelder Seglervereinigung und Besitzer eines 10-Meter-Fahrtenbootes (Fellowship 33), ist auf das Angebot seines Freundes, dem aus Kapellen stammenden Weltumsegler Michael Wnuk sofort eingegangen. "Ein paar Wochen die Seele baumeln lassen, den Kopf frei kriegen beim Angeln und Kochen, nicht das Sammeln nautischer Meilen", sind seine Motiv. Sein längster Törn bislang: Fünf Tage Nordsee bis Südnorwegen.

Während seine Frau Eva und Schwägerin Britta das Geschäft am Dießemer Bruch weiterführen, steigt Thomas Kersting morgen mit Rainer Philipp (Düsseldorf) und Wolfgang Heese (Hamburg) in den Flieger nach Kapstadt. Die drei erfahrenen Segler haben One-Way-Tickets. denn wie lange die stäbige, aber behäbige Stahlyacht "Iron Lady" für die Atlantik-Überquerung benötigt, liegt in der Hand von Rasmus, dem Schutzpatron der Seeleute. Für den kürzesten Nord-West-Kurs wird vornehmlich die Windsteueranlage sorgen.

Die "Iron Lady", 1985 von der Feltz-Werft in Hamburg gebaut, liegt schon seit Monaten im Yachthafen von Knysna, etwa 150 Seemeilen östlich vom Kap der Guten Hoffnung, ist gerade vom Eigner und Skipper Michael Wnuk auf Vordermann gebracht worden - etwa mit einem auf bei Nässe absolut rutschfesten Decksbelag.

Schon zweimal hat die Eiserne Lady den Globus umrundet. Einem breiten Publikum wurden Schiff und Crew durch die sieben Jahre lange Reise bekannt, auf der MichaelWnuks Lebensgefährtin Nathalie Müller zwei Kinder zur Welt brachte - in Südostasien und eben in Knysna, Südafrika.

Die überraschende Nachricht vom jetzt anstehenden Törn: Es herrscht Alkoholverbot an Bord. "Es klingt komisch, zumal ich ja Weinhändler bin", bekennt Thomas Kersting, seit 19 Jahren in Krefeld in der Branche tätig. Bevor die "Iron Lady" ablegt, will Kersting zwei Weingüter an der "Garden-Route" besuchen.

Nach 1700 Meilen in gut zwei Wochen gibt wohl doch was anderes zu trinken als Wasser, Tee und Kaffee: Auf St. Helena, mitten im Atlantik, gibt es eine Kneipe. Und für Bewegung ist auch gesorgt. "Da gibt’s die ,Jacobs Ladder’, eine Treppe mit 699 Stufen, von denen jede 28 Zentimeter hoch ist". Thomas Kersting will sie hoch, natürlich. Napoleon starb am 5. Mai 1821 nach fünfjähriger Verbannung auf der Insel im Nichts. 4000 Menschen leben dort. Die nächste, die die vier Segler erreichen wird, ist tropisch - die Gruppe Fernando do Noronha vor der Küste Brasiliens.

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