Mit elf Jahren Student für Wirtschafts-Mathematik

Marienschüler Philip Fricke ist Teilnehmer am Heidelberger Projekt „Master Mint“.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Philip Fricke ist hochbegabt. Hochbegabte Menschen sind das eine Prozent der Bevölkerung mit einem Intelligenzquotienten (IQ) ab 130. Philip kennt seinen genauen IQ nicht. Überhaupt geht der Elfjährige ganz locker mit seiner Begabung um. Er ist weder arrogant noch irgendwie seltsam.

Der kluge Blondschopf ist ein fröhliches, ausgeglichenes Kind mit guten Freunden, vielen Hobbys und noch mehr Interessen. Und er hat das Glück, Eltern zu haben, die ihn in allen Belangen fördern und unterstützen können. „Philip war schon immer sehr weit in allem“, erzählt seine Mutter Isabelle Fricke. „Ob Laufen oder Radfahren, er konnte alles schnell umsetzen.“ Mit fünf wurde Philip eingeschult. „Höchste Zeit“, meinten die Psychologen, die den Knirps mit der raschen Auffassungsgabe in Instituten für Hochbegabung in Essen und Mönchengladbach testeten. Und die Eltern erhielten gleich ein paar Tipps für die Erziehung.

So brauche Philip ein klares Regelgerüst und konsequentes Handeln. Das half ihm auch, die zu hohen Erwartungen an sich selbst zurückzuschrauben. „Wenn Philipp von 100 gelernten Vokabeln eine vergaß, wurde er richtig ungehalten“, sagt Isabelle Fricke. Philipp geht heute in die 7. Klasse der Marienschule. Hier trifft er auf Lehrer, für die Begabtenförderung kein Fremdwort ist. Als Schulleiter Klaus Neuenhofer den Elfjährigen für das Projekt „Master Mint“ des Instituts für Jugendmanagement in Heidelberg vorschlägt, nimmt Philips Leben eine Wende.

Das schulergänzende Bildungsprogramm entführt wissbegierige Kinder in die faszinierende Welt der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Online nimmt Philip als Schülerstudent an den Mathe-Kursen der Young Business School teil. Und er ist an der Fernuni Hagen für Wirtschafts-Mathematik eingetragen.

In Mathe bewegt sich Philipp bald auf Abiturniveau. Während Bruchrechnung in der Schule ein halbes Jahr auf dem Lehrplan steht, handeln die Tutoren in Heidelberg das Thema in drei Wochen ab. „Ich bekomme Unmengen Aufgaben per Post , es wird nie langweilig“, erzählt Philip enthusiastisch. Jeden Nachmittag lernt er 45 zusätzliche Minuten lang - kein lästiges Pflichtprogramm, sondern willkommene Abwechslung. Hausaufgaben erledigt er „ratzfatz“ und nur mit Hobbys wie Tennis, E-Gitarre oder Lesen ist für das kleine Powerpaket der Tag nicht ausreichend genutzt. Zum Glück sind regelmäßige Treffen, gemeinsame Fahrten nach Dänemark oder zum Skilaufen sowie Exkursionen Teil des Heidelberger Bildungsprogramms.

Gerade war Philip auf Expedition auf den Azoren. Expedition, nicht Urlaub. Mit Schnellbooten begleitete der kleine Nachwuchsforscher Delfine und Wale, erklomm den Vulkan Pico, lernte Fauna und Flora kennen und interessierte sich für Wirtschaft, Kultur und Sprache der Inselbewohner. Die wissenschaftlichen Ergebnisse liegen nun schriftlich und in einem 20-minütigen Film vor.

Den muss Philip jetzt noch vor großem Publikum präsentieren. Auch das ist Teil der ungewöhnlichen Ausbildung. Genauso wie die Etikette-Schulung. „Zur Weihnachtsfeier gibt es einen Dresscode, und es wird generell Wert auf gutes Benehmen gelegt“, erzählt Isabelle Fricke, die von dem Konzept der Schule mehr als begeistert ist. Hochbegabung sei Fluch und Segen zugleich. „Dank Heidelberg aber mehr Segen.“

Schulleiter Gero Schäfer verlange den potentiellen Führungskräften von morgen viel ab, sei aber auch sehr einfühlsam und über alle Maßen beliebt. „Philip ist jetzt viel selbstbewusster“, freut sich Isabelle Fricke. „Und er hat gelernt, mit Niederlagen besser umzugehen.“ Die begegnen Philip derzeit höchstens im sportlichen Umfeld. Reiten ist sein neuestes Hobby. Gemeinsam mit seinem Pferd „Dautla“ möchte er bereits im nächsten Jahr in die Turniersaison starten.