Musik im Kino – ein Tipp für Nachtschwärmer
Mit dem ersten Nachtcafé wurde ein weiterer Schritt zur Rettung des Kinos getan.
Krefeld. Freitag kurz nach 22 Uhr: Mehr Leute verlassen nach der Vorstellung das Kino als drinnen bleiben. Aber das ist nicht verwunderlich, denn auf der Homepage des Casablanca-Kinos stand nichts vom Nachtcafé. Trotzdem wird es immer lebendiger: Man steht und sitzt zusammen, hält ein Getränk und redet angeregt. Auf der schmalen Bühne vor der Leinwand treffen die Musiker ihre letzten Vorbereitungen. Dann eröffnet Joachim Watzlawik das erste Nachtcafé in dem "Saal mit den gemütlichsten Konzertsesseln Krefelds".
Manche halten sich lieber erst mal abwartend am Rand. Doch die Unentschlossenheit legt sich bald, denn das Spiel der Krefelder Klezmer-Gruppe Scherele hält das Publikum. Die Sängerin Elfi Coenders führt kurz in die Klezmer-Musik, die Klangwelt der osteuropäischen Juden, ein. Fröhlichkeit und Trauer liegen hier nah beieinander - sind das nicht die richtigen Klänge für diesen Anlass?
"Es gibt Grund zum Optimismus" hatte Joachim Watzlawik schließlich schon kurz erwähnt. Mitreißend musizieren die vier: Karl-Heinz Uhlig (Klarinette und Akkordeon), Helmut Vester (Gitarre) und Pryantha Peltzer (Geige). Zum besseren Verständnis übersetzt die Sängerin immer wieder ihre Liedtexte, obwohl, wie sie herausstellt, manche Wörter aus dem Jiddischen uns vertraut sind. "Tacheles", "Ramsch" und "Zoff" kennt jeder.
Die Gruppe tritt ohne Gage auf und spendet von jeder verkauften CD 4 Euro an das Casablanca. "Wir sind selber alteingesessene Kinofans und ich finde die Atmosphäre hier bezaubernd. Das muss erhalten werden", so Karl-Heinz Uhlig. Joachim Watzlawik strahlt, denn mit rund 120 Gästen kann er das Konzert als "ausverkauft" bezeichnen.
Alle vierzehn Tage wird es eine Fortsetzung geben und unterschiedliche Musikrichtungen präsentieren, wie etwa Klassik, Chansons oder Jazz. "Viele Zielgruppen sind wieder zu gewinnen. Bisher gab es hier nur Leute, die anspruchsvolle Filme lieben, aber nun sollen auch Kinder, Jugendliche und Senioren mit entsprechenden Angeboten ins Casablanca gelockt werden. Das Ganze muss auf unterschiedliche Beine gestellt werden", so der engagierte Kulturmann. Damit ist nicht nur Musik zur nächtlichen Stunde gemeint, es sollen u. a. Filme mit passender Livemusik umrahmt werden.
Schon beim ersten Nachtcafé zeigte sich, dass die Räume für zwei verschiedene Besuchergruppen optimal sind. Im Kinosaal saßen diejenigen, denen das Konzert das Wichtigste war, während im Vorraum die Café-Gäste saßen, denen die Musik als Hintergrund für ihre Gespräche reichte.