Niederrheinischer Literaturpreis: Geschichten um Figuren am Rande des Abgrundes
Ehrung: Der Pädagoge Markus Orths hat den Niederrheinischen Literaturpreis erhalten. Sein neuestes Buch heißt „Hirngespinste“.
Krefeld. Sein Roman "Lehrerzimmer" erwies sich als programmatisch: Der Lehrer Markus Orths erhielt aus den Händen des ehemaligen Lehrers und jetzigen Oberbürgermeisters Gregor Kathstede den Niederrheinischen Literaturpreis. Und die Laudatio zu seinem Werk hielt die Lehrerin Waltraud Fröchte, Direktorin des Fichte-Gymnasiums. Sie ist im übrigen für den Lehrer Theodor Pelster in die Jury eingetreten.
Eine weitere Neuerung in diesem Jahr, in dem die Ehrung zum 17.Mal vergeben wurde, ist die Höhe des Preisgeldes: 10000Euro erhält der junge Autor. Den weiß-weihnachtlichen Blumenstrauß, sehr klassisch, bekam die Mutter des Autors.
Beide Eltern saßen in der ersten Reihe und mit ihnen Geschwister, Tanten und Onkel. Die, so wünschte sich Markus Orths in seiner Dankesrede, noch viel Stoff für seine Geschichten beitragen sollen.
Denn seine Geschichten leben von der genauen Beobachtung und deren überspitzter Wiedergabe. Sie sind komisch, grotesk, brachten die Zuhörer zum Lachen und bildeten, so Waltraud Fröchte, die ewige Suche nach dem Sinn im Handeln der Welt ab.
Michael Serrer vom Literaturhaus Düsseldorf: "Es ist toll, die Entwicklung von Markus Orths zu sehen!" Serrer hatte eine der ersten Lesungen mit Orths veranstaltet.
Andere Gäste aus den Bereichen Literatur, Kultur und Politik waren in die Mediothek gekommen und ließen sich gerne über die Werke berichten und aus ihnen vorlesen. Orths Debutroman "Corpus" etwa setzt sich mit dem Katholizismus auseinander, "Lehrerzimmer" mit dem Beruf, den er nur ganz kurz ausgeübt hat, "Das Zimmermädchen" schildert die zwanghaften Verhaltensweisen einer Diebstahlsüchtigen.
Sein neuestes Buch, "Hirngespinste", erzählt weiter von Lehrer Kranich, der im vorgenannten Buch das Lehren für das Schreiben aufgibt. Und nun unter einer Schreibblockade leidet und am Ende, wie viele von Orths Figuren, wieder eine Flucht antritt. Diesmal in den Osten.
Viele seiner Figuren bewegen sich am Rande des Abgrunds, am Rande der Lächerlichkeit, dicht am Scheitern. Dass Markus Orths mit dieser Auffassung der Wirklichkeit und ihrer Wiedergabe einen Nerv der Zeit trifft, zeigen seine zahlreichen Auszeichnungen.