Neuer Lanuv-Präsident ist ein richtiger, gebürtiger Hülser
Thomas Delschen ist seit September Präsident des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz.
Krefeld. Thomas Delschen (57) ist Präsident einer Landesbehörde mit 1300 Mitarbeitern. Der gebräuchliche Name seiner Dienststelle ist eher unspektakulär: Lanuv. Das ist die Abkürzung für das sperrige „Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz“ mit Hauptsitz in Recklinghausen und Dienststellen in Essen und Düsseldorf.
In seinem Büro in Essen referiert Delschen zunächst begeistert über die Lebenshilfe Krefeld, deren Vorsitzender er ist: „Wir haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter von 100 auf 350 aufgestockt und eine hauptamtliche Geschäftsführung installiert. Für junge und alte geistig behinderte Menschen haben wir Angebote über den ganzen Lebensweg.“
Dann bekommt Delschen noch die Kurve zu seinem eigenen Lebensweg. Der beginnt im Schatten des Berges: Er ist gebürtiger, ein „richtiger Hülser“, wie der Mann auf dem Präsidentensessel betont. Seine Mutter ist Hebamme, er selbst eine Hülser Hausgeburt (nicht in einer Klinik im fernen Krefeld!) und das Sechste von sieben Kindern.
Die Hülser kennen die Familie Delschen. Vater Johannes führt ein Lebensmittelgeschäft an der Bruckerschen Straße. Thomas Delschen: „Der größte Raum des Hauses war der Laden. Im Keller stapelte sich die Ware.“ Johannes Delschen fährt noch bis in die 70er Jahre mit seinem Wagen Milchprodukte in Hüls aus.
Jeder Haushalt bekommt mindestens eine Milchflasche vor die Haustüre gestellt, Goldmilch oder Silbermilch, auf Wunsch auch „lose“ aus dem Tank im Wagen abgefüllt. Sporadisch fährt Thomas Delschen bei den Liefertouren mit, geht freitags zum Fischhändler und kauft Hering vom Fass.
Sein eigentliches Interesse gilt dem kleinen Bauernhof in der Nachbarschaft, der zur zweiten Heimat wird: „Da durften wir auf dem Traktor mitfahren.“ Vielleicht wird hier der Grundstock für das spätere Studium der Agrarwissenschaft in Bonn gelegt.
Zunächst wird Delschen zum „Fahrschüler“, besucht im benachbarten Kempen das Gymnasium Thomaeum bis zum Abitur. Doch mit dem Zeugnis der Reife geht nicht automatisch die Antwort auf die Zukunftsfrage einher. Delschen: „Ich wusste nicht so richtig, was ich tun sollte.“
Der kleine Bauernhof kommt wieder ins Spiel: „Da hatte ein Mann sein Pferd untergestellt, der bei der Landwirtschaftskammer arbeitete.“ Und der schlägt vor, Delschen solle Agrarwissenschaft in Bonn studieren. Dort spezialisiert sich Delschen auf das Thema Chemie in der Landwirtschaft und gibt in seiner Doktorarbeit Antworten auf die Frage: „Wie nehmen Pflanzen Schwermetalle aus den Böden auf.“
Die Belastung der Böden wird lange Zeit sein Thema bleiben. Bei der Landesanstalt für Ökologie betreut er Versuchsreihen zum Bodenschutz, beschäftigt sich mit den Folgen des Braunkohleabbaus: Wie schnell können sich die Böden erholen, welche Auswirkungen hat die Grundwasser-Absenkung durch den Tagebau?
„Beim Lanuv arbeiten wir mit dem Herzen für die Umwelt. Fast alle Mitarbeiter hier sind Überzeugungstäter“, sagt Delschen: „Wir sind eine Fachbehörde, die heute erkennen muss, welche Fragen uns in fünf Jahren gestellt werden.“ Luft, Wasser, Boden, Naturschutz, Artenverlust, Verbraucherschutz, Tierschutz — es gibt genug Bereiche, in denen das Lanuv Antworten geben muss.