48 Jahre bei der Sparkasse Porträt: Gisela Vogel hat drei Banküberfälle erlebt
48 Jahre bei der Sparkasse, die letzten 20 Jahre in Linn — Gisela Vogel geht in den (Un-)Ruhestand.
Krefeld. Drei Banküberfälle hat Gisela Vogel in knapp 50 Jahren miterlebt. Einmal hielt ihr der Täter sogar eine Pistole vor das Gesicht. „Dies konnte mich nicht erschüttern“, sagt die Angestellte der Sparkasse. „Ich lasse mir von gewissen Leuten mein Leben nicht kaputtmachen.“
Die unerschrockene und sympathische Frau hielt ihrem Beruf die Treue und blickt nun auf 48 Jahre im Geldinstitut zurück. Die letzten 20 hat sie in Linn verbracht. Im nächsten Monat kommt der letzte Arbeitstag. „Mit ihr geht das Gesicht von Linn“, erklärt dazu Kollege Ronny Hoch, der am Freitag den Geschäftsstellenleiter vertrat. „Sie ist weit über Linn hinaus bekannt und genießt großes Vertrauen.“
Vielleicht liegt es am Geburtsdatum, dass sie so unerschrocken und lebensbejahend ist. Sie wurde am 1. April 1951 im Harz geboren. „Ich kam zu früh, deshalb erfolgte die Geburt zu Hause. Wir sind noch zu DDR-Zeiten, als ich drei Jahre alt war, geflüchtet und direkt an den Niederrhein gelangt. Mein Vater hat dann in Krefeld sofort Arbeit gefunden.“
„Eigentlich wollte ich Kinderkrankenschwester werden“, berichtet Vogel. „Doch meine Eltern waren dagegen und ich habe mich ihrem Willen gefügt. So begann ich nach dem Abschluss an der Marianne-Rhodius-Schule am 1. August 1967 meine Ausbildung am Ostwall. Stationen am Vluyner Platz und an der Friedrichstraße folgten.“
Für die 64-Jährige sind die Menschen, die in die Sparkasse kommen, mehr als nur Kunden. „Ich bin kontaktfreudig und mache nicht nur den Job, sondern habe auch ein offenes Ohr für Gespräche. Das wissen die Leute zu schätzen.“
Im Sommer kommt Gisela Vogel stets mit dem Rennrad vom Wohnort in Hüls nach Linn. „40 Minuten brauche ich, genauso lange wie mit dem Wagen.“ Denn Sport ist ihr großes Hobby: „Ich leite eine Gymnastikgruppe für Seniorinnen, trainiere selbst für den Triathlon, fahre zweimal im Jahr zum Skilaufen und gehe zum Wandern in die Berge", sagt sie. Und beim KEV guckt sie regelmäßig zu.
„Ich finde Kraft in der Natur, das ist gut für meine Seele; deshalb bin ich immer gut drauf.“ Stets hat sie sich gesagt: „Ich habe einen Job, bin gesund und mit Sven habe ich einen tollen Sohn.“ Gerade jetzt hat sie sich aufgemacht in die Heimat. Sie war im Harz, in ihrem Heimatdorf und hat sich die Berge und den kleinen Fluss angesehen, wo sie als Kind gespielt hat. „Es war schön, auf den alten Spuren.“
Kontakt zu finden, fällt ihr leicht, deshalb macht ihr der neue Lebensabschnitt keine Probleme. Das würde auch nicht zu ihr passen. „Die Kollegen werden immer jünger“, findet sie, „es ist gut aufzuhören.“ In Zukunft will sie sich ehrenamtlich engagieren und Sprachen lernen.