Kraftdreikampf Powergym in Uerdingen: Mit Muckis und Technik zur WM

Im Powergym in Uerdingen trainieren starke Männer nach Methoden aus den 80er-Jahren. Ihr „Kapitän“ Olaf Hütter hält sie auf Kurs.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Mit seinem breiten Kreuz, dem stolzem Gang und einem festen Händedruck mag Olaf Hütter im ersten Moment ein wenig einschüchternd wirken, und auch eine Rolle beim „A-Team“ würde ihm gut stehen. „Ich bin der Kapitän, der den Kurs angibt“, sagt der 54-Jährige.

Er schmunzelt und meint es doch ernst. Das wird auch im Gespräch mit seinen Schützlingen deutlich, die im Powergym in Uerdingen ihr Krafttraining absolvieren.

„Es ist hier wie in einer Familie, hier bist du nicht einer von tausend“, sagt Aljoscha Lehmbrock. Der 23-Jährige ist das „Küken“ im fünfköpfigen Team der sogenannten „Powerlifter“, die im Powergym die Fahne des Kraftdreikampfs hochhalten. Den hat Chef Olaf Hütter schon in den 80er- und 90-Jahren erfolgreich betrieben. Da habe es eine florierende Szene in Krefeld gegeben.

„Der Kraftdreikampf hat eine lange Historie in Krefeld. Zu der Zeit hat hier auch eine Deutsche Meisterschaft stattgefunden“, erzählt der 54-Jährige, dessen Augen funkeln, wenn er von damaligen Weggefährten erzählt, die auch heute noch ins Powergym kommen. Nur auf Nachfrage erfährt man, dass Hütter, der das Fitnessstudio an der Wüstrathstraße 8 seit vier Jahren leitet, auch sieben Mal Deutscher Meister geworden ist.

Auch wenn es spannend ist, zu erfahren, wie die Glanzzeiten des Kraftsports in Krefeld aussahen, geht es jetzt um die Zukunft. Es habe sich ein Team aus fünf „jungen und motivierten Sportlern“ gefunden, um den Kraftdreikampf in Krefeld wieder zu alter Stärke zu bringen. Ein erster Meilenstein war Anfang April die Teilnahme bei der Deutschen Meisterschaft in Leipzig. Das Team aus Uerdingen brachte einen Vizemeister- und drei Deutsche Meistertitel mit nach Hause.

Dieser Trend soll ausgebaut werden. „Im Herbst nehmen wir an der Weltmeisterschaft teil, die glücklicherweise dieses Jahr auch in Deutschland stattfindet“, sagt Hütter, der seinen Nachwuchs nach etablierten Trainingsmethoden auch international nach vorne bringen will. „Ich verwende Prinzipien aus den 80er-Jahren“, sagt Hütter. Trainiert wird wie im Verein mit Disziplin und Fokus auf der richtigen Technik.

„Wenn du die Technik drauf hast, spielt das Gewicht eine untergeordnete Rolle“, sagt Aljoscha Lehmbrock. „Bei großen Fitness-Ketten wird oft mehr darauf geachtet, dass das Handtuch richtig liegt“, sagt sein Teamkollege Jens Hoffmann. Dabei sei die richtige Technik unabdingbar, um Schäden zu vermeiden. Kein Wunder, Hoffmann stemme in Hochform satte 220 Kilogramm in die Höhe. Neben den richtigen Bewegungsabläufen spiele die Ernährung eine wichtige Rolle.

Das bedeutet vor allem: „Viel Essen“, so Aljoscha Lehmbrock, der vor einem Jahr den Kraftsport wiederentdeckt hat. „Ich esse zum Beispiel ein Kilogramm Fleisch pro Tag, Nudeln sind da ein netter Beigeschmack“, fügt Jens Hoffmann hinzu. „Die richtige Mischung aus Proteinen, Kohlenhydraten und Fett muss passen“, erklärt „Kapitän“ Hütter, dessen Sohn die Ernährungspläne für die Kraftsportler schreibt. Sechs bis sieben Mahlzeiten stehen pro Tag auf dem Programm.

Dabei müsse man keine „Kante“ sein, um bei den Kraftsportlern mitzumachen. „Du profitierst in allen möglichen Bereichen von dem Training“, sagt Hoffmann, der auch Football gespielt hat. Dass das Training in Uerdingen nicht falsch sein kann, zeigt eine an die Wand gepinnte Autogrammkarte, mit der sich Eishockeystar Christian Erhoff für die „optimalen Trainingsbedingungen“ im Powergym bedankt.