Robert North: „Das Publikum ist fantastisch“

Robert North bleibt weitere fünf Jahre am Niederrhein. Hier erklärt er, warum – und spricht offen über seine Arbeit und das Altern.

Krefeld. Chefchoreograf Robert North feiert im Juni seinen 65. Geburtstag. Vom Rentnerdasein will er nichts wissen. Wie berichtet, verlässt er zwar die Münchner Ballettakademie, doch nur um sich auf das hiesige Ensemble zu konzentrieren. Das Theater widmet dem renommierten Choreografen im Juni eine eigene Ballettwoche.

Robert North: Es ist nicht so toll, 65 Jahre alt zu werden. Aber ich fühle mich geschmeichelt, dass das Haus mir diese Ehre erweist.

North: Ich bin noch nicht so weit. Als Tänzer hört man spätestens mit 45 auf, normalerweise mit 35Jahren. Bei Choreografen und Pädagogen ist es anders. Da gibt es keine Grenze. In diesem Beruf ist Erfahrung wichtig, die Tanzkunst wird nicht über Bücher vermittelt. Große Meister wie George Balanchine haben bis ins hohe Alter gearbeitet. Irgendwann wird es einfach weniger.

North: Ich habe an den Vereinigten Bühnen für fünf weitere Jahre unterschrieben. Michael Grosse, der neue Generalintendant, bat mich zu bleiben. Ich übernehme hier zusätzlich zur Aufgabe des Chefchoreografen die Ballettleitung. In München höre ich auf. Der Vertrag an der Ballettakademie der Hochschule endet im Sommer. Es ist Zufall, das das Vertragsende mit meinem Geburtstag zusammenfällt. Wenn ich wollte, könnte ich vielleicht verlängern, aber ich möchte gar nicht. Es ist ein guter Zeitpunkt.

North: Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Michael Grosse, aber ich werde Jens Pesel vermissen. Die Zeit mit ihm habe ich sehr genossen. Beide unterstützen meine Arbeit. In der neuen Spielzeit werde ich erstmals ein Ballett für Kinder machen, aber das hat mit dem neuen Intendanten nichts zu tun. Die Produktion heißt "Prinz Rama". Sie bezieht sich auf das indonesische Nationalepos "Ramayana", das sieben Bücher umfasst. Keine Sorge, bei mir dauert es nur eine Stunde. Es geht um Götter, Affen und Seemonster. Der böse Prinz Ravana kidnappt Sita, die Ehefrau des Prinzen. Außerdem plane ich eine Uraufführung zu Fado.

North: Das ist ganz einfach in Deutschland. Ich mache die Lufthansa glücklich und fliege ständig von Düsseldorf nach München und umgekehrt. Meine Assistentin und Ehefrau Sheri Cook kümmert sich hier um alles. Sie organisiert die Proben und das Training. In München steht mir die ehemalige Leiterin Konstanze Vernon zur Seite. Es gibt an beiden Orten sehr starke Teams. Wenn ich hier frei habe, bin ich dort. Und umgekehrt.

North: Nein, nicht wirklich.

North: Ja, ich habe zwei Tänzer hierher geholt. Camilla Matteucci kommt von der Münchner Akademie. In der nächsten Spielzeit folgt eine weitere Tänzerin.

North: Ich glaube, die Eltern hier sehen nicht so gerne, dass ihre Kinder tanzen. Sie wissen, dass mit 30 Jahren Schluss ist und der Beruf nicht gut bezahlt wird. Es liegt auch an der Organisation der Ballettschulen. In Russland gibt es große zentrale Akademien in Internatsform, wo die Schüler schon in sehr frühem Alter aufgenommen werden.

North: Ja. Das Publikum ist fantastisch. Heidrun Schwaarz hat treue und fachkundige Zuschauer herangezogen. Sie sind so gebildet und unterstützen ihr Theater, geben mir das Gefühl, dass es sich lohnt, hier zu arbeiten. Der Betrieb läuft sehr professionell und auf hohem Niveau. Gleichzeitig gibt es die starke Konkurrenz der Ballettensembles in der Region.

North: Es ist ein kleines Ensemble, 17 Tänzer, davon eine Praktikantin. Ich denke, es schlägt sich gut.

North: Schwer zu sagen. Ich mag "Der Tod und das Mädchen" auch sehr.