Schiffe auf dem Trockenen

Mit zehn Jahren hat Peter Kelm sein erstes Modellschiff geschenkt bekommen. Seitdem ist er den Miniaturausgaben verfallen.

Krefeld. Peter Kelm ist der Meinung, dass man die Seefahrt nicht romantisieren sollte. Deshalb kann er mit der Vorstellung eines weißbärtigen, rauen Kapitäns, der weit entfernt von der Heimat gekonnt das Steuerrad in der Hand hält, auch nichts anfangen. "In Wirklichkeit ist die Schifffahrt hart und erbarmungslos und überhaupt nicht romantisch", stellt Peter Kelm trocken fest. Mit der See hat er ohnehin nicht viel am Hut. "Ich vertrage das Reizklima am Meer nicht und bin lieber in den Bergen." Trotzdem sind Schiffe seine Leidenschaft, genauer gesagt Modellschiffe.

Der 37-jährige Krefelder betreibt seit 15 Jahren ein kleines Modellschiffmuseum am Nordwall. "Alles fing an, als ich mit zehn Jahren mein erstes Kartonmodell geschenkt bekommen habe und von da an hat mich das Sammelfieber gepackt." Mittlerweile stehen über 70 Miniaturschiffe in den zwei Räumen im Erdgeschoss des elterlichen Hauses. "Früher verteilte sich alles auf die Wohnung, bis meine Eltern mir diese Räumlichkeiten zur Verfügung stellten", erzählt der studierte Berufsschullehrer für Soziologie, Psychologie und Politik.

Viele Modelle hat er selbst gebaut, andere sind ihm durch Haushaltsauflösungen, Erbschaften und auf Trödelmärkten in die Hände gefallen. "Teilweise in miserablem Zustand, so dass ich sie aufwendig restaurieren musste."

In Feinarbeit mit Kleinststichsäge, Mikroschleifer und Mini-Lötkolben bringt er die Schiffe wieder auf Vordermann. Dazu braucht er eine ruhige Hand "und viel Geduld".

Darin sieht der Sammler auch den Grund, warum solche Hobbys immer seltener gepflegt werden. "Den jüngeren Leute fehlt es eben an Geduld und Ausdauer", kritisiert er. Dass er sich dabei richtig konzentrieren muss, um beispielsweise drei Millimeter kleine Knoten in die Segeltaue zu machen, sieht er als größten Vorteil dieser Beschäftigung an: "Dann kann man so richtig gut abschalten und man schafft etwas das Bestand hat."

Das jahrelange Hobby hat eine Vielzahl unterschiedlichster Modellschiffe hervorgebracht: Kartonmodelle, historische Holzschiffe, Funktionsmodelle, die tatsächlich auf Wasser fahren können und noch viele mehr. Ein Lieblingsmodell hat er nicht. "Jedes Schiff hat seine eigene Geschichte."

Die gibt Kelm bei einem Besuch in seinem kleinen Privatmuseum auch gerne zum Besten, neben seinem breitgefächerten Wissen über Schiffe und Schifffahrt. Einmal im Jahr werden die teilweise filigranen Modelle gereinigt, mit Pinsel undZahnbürste. Ein Hobby will eben gepflegt werden.

Hin und wieder ignoriert der Schiffnarr dann auch mal seine Abneigung gegen Gewässer und setzt die kleinen Funktionsschiffe auf Seen in Moers und Willich, damit sie das tun, was sie am besten können: auf See fahren.