Schule im Internet: Wo Facebook zwei Seiten hat
Fast der komplette Doppeljahrgang des MSM-Gymnasiums ist digital vernetzt. Das hilft beim Lernen, hat aber auch Schattenseiten.
Krefeld. Im Jahr 2013 ist der Flurfunk einer Schule digital. Die Jugendlichen am MSM-Gymnasium sind untereinander bestens vernetzt. Egal ob sie aus dem G8 oder G9 Jahrgang kommen. Jetzt, kurz vor Abiball, Abiwoche und Mottowahl gibt es viel in der Stufengemeinschaft zu diskutieren. „99,9 Prozent von uns sind bei Facebook“, sagt die 19-jährige Linda Großhans. Zu groß ist die Angst, etwas zu verpassen. Kein Wunder: Das Soziale Netzwerk wird auch vom Stufensprecher genutzt, um Neuigkeiten zu verkünden.
Wer nicht drin ist, ist eben draußen. Und wer lässt sich schon gerne vom Netz nehmen? Es gehe aber auch ohne, meint zumindest Kim Auth (17). „Es gibt so fünf bis zehn Leute, die haben kein Facebook. Das klappt auch.“ Der Stufensprecher kümmere sich gut darum, dass auch außerhalb des Netzwerks die wichtigen Neuigkeiten alle erreichen.
Auf dem digitalen Pausenhof treffen sich sogar Schüler und Lehrer. „Bei Facebook kann man auf dem kurzen Weg noch einmal nachhaken“, sagt Linda. Das ist für viele Schüler ein angenehmer Weg, Fragen zu Hausaufgaben oder Unterrichtsinhalten loszuwerden. Ohne das Internet wäre das von zu Hause aus undenkbar. Linda erklärt: „Man hat schließlich keine Handynummer vom Lehrer.“ Auch im Netz bleiben die Spielregeln klar gesteckt. Mit dem Lehrer digital „befreundet“ sein — das sei ein Tabu.
Auch das MSM-Gymnasium bietet eine eigene Internetplattform zum Austausch von Unterrichtsmaterialien an. „Das nutzen aber eigentlich die wenigsten“, gibt Kim zu. Eigentlich läuft doch wieder alles über den Anbieter mit dem weißen f und dem blauem Untergrund.
Doch Facebook und Co. haben im Schulalltag zwei Gesichter. Linda: „Vieles aus dem Schulalltag oder von Partys wird durch Fotos und Kommentare publik gemacht und verbreitet. Manchmal erschreckend schnell.“ Dabei gehe es nicht nur darum, sich selbst zu inszenieren, manchmal sei es auch Ziel, andere der Lächerlichkeit preiszugeben.
Die 19-Jährige sagt: „Mobbing hat es schon immer gegeben, durch Facebook wird es allerdings öffentlicher, denn es erhält eine größere Plattform — und damit eine gravierendere Wirkung.“ Offiziell sind übrigens Handys, mit denen inzwischen Viele durchs Netz surfen, auf dem Schulgelände strengstens verboten. Die Praxis sieht anders aus.
Im Moment laufen die Mobiltelefone zum Thema Abimotto heiß. Das wird „Habbipotter“ heißen. Es gibt bereits Portraitfotos von den Schülern mit Zauberhut und Mantel. Nur über den passenden Abi-Spruch gibt es seit Wochen keinen Konsens.
Auch das Harry Potter-Thema an sich war zunächst umstritten. Linda erklärt: „Bei der Abstimmung gab es Meinungsverschiedenheiten.“ Einige Schüler wollten ein einzigartiges Abimotto, anderen war die praktische Umsetzung in der Abizeitung wichtiger. Mittlerweile stehe jedoch die ganze Stufe hinter der Harry Potter-Idee. Wohl spätestens, nachdem die Zauberer-Fotos bei Facebook die Runde gemacht hatten.