Schwesternschaft des DRK: Täglich ein Maß Bier

Die jungen Frauen aus Bayern feiern 75-jähriges Jubiläum.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Eigentlich könnte die DRK-Schwesternschaft in diesem Jahr zwei Jubiläen feiern: Vor 75 Jahren wurde diese Vereinigung in Krefeld gegründet. Außerdem: Vor 110 Jahren kamen die ersten 21 jungen Schwestern aus München, um dem Mangel an pflegenden Kräften am Städtischen Krankenhaus zu begegnen. Morgen gilt das Augenmerk bei der Jubiläumsfeier jedoch den siebeneinhalb Jahrzehnten seit der Gründung der Schwesternschaft.

„Es war Ehrensache für Oberin Gusti Gruber, den jungen Münchner Rotkreuzschwestern gute Lebens- und Arbeitsbedingungen zu bieten“, erzählt Karin Meincke, die aktuelle Oberin. „Dazu wurde vertraglich festgelegt, dass sie täglich eine Maß Bier bekommen sollten, da dies ein bayrisches Grundnahrungsmittel sei. Außerdem durften sie in der gepolsterten zweiten Klasse des Zuges nach Hause reisen. Um das Heimweh zu mindern, wurde zusätzlich eine Alpenlandschaft an die Wand des Speisesaals gemalt.“

Trotzdem: Die weite Entfernung des Mutterhauses führte 1939 zur Loslösung von München und zur Gründung der eigenen Schwesternschaft. Meincke: „Einige Kräfte sind hier geblieben. Dazu gehören die legendären Schwestern Veneranda und Romhilde, die in je einem Zimmer auf den Stationen M5 und M6 der damaligen Krankenanstalten gewohnt haben. Wenn eine Lernschwester beim Nachtdienst Probleme hatte, brauchte sie nur an eine Tür klopfen, schon stand die Ältere fertig angekleidet parat.“ Bis in die 60er Jahre seien die Rotkreuzschwestern nicht verheiratet gewesen.

Im Zweiten Weltkrieg waren die jungen Schwestern sehr gefordert. Rund 200 Krefelderinnen waren im Sanitätsdienst.

Nach Gusti Gruber folgten Anneliese Hinrichs, Klementine Vollmer, Christel Meerkamm und seit 1990 Karin Meincke im Amt der Oberin. „Jede hatte zu ihrer Zeit Probleme zu lösen und Herausforderungen zu bewältigen“, erzählt Meincke. Im Vordergrund stehe immer der gemeinnützige und karitative Anspruch, die Pflege im Zeichen der Menschlichkeit zu leisten — unabhängig von der Herkunft der zu pflegenden Person oder ihrer Religionszugehörigkeit.

Der Gestellungsauftrag mit dem heutigen Helios-Klinikum hat weiterhin Bestand. Die Aufgaben haben sich jedoch stark geändert und erweitert. Im Jubiläumsjahr befinden sich rund 700 Schwestern im Krefelder Verband. Sie sind in der Haus- und Krankenpflege tätig und arbeiten auch im ambulanten Kinderkranken-Pflegedienst.

Mit dem Stups-Kinderzentrum wurde eine Einrichtung geschaffen, die eine Vorreiterrolle hat und aus den Kompetenzen der Schwestern resultiert. Dort werden eine Kurzzeitpflege für schwer kranke und behinderte Kinder, ein Spiel- und Begegnungshaus und weitere Betreuungsdienste angeboten.