Silvia & the City: Die Gegenbewegung

Silvia Pyttel – eine Krefelderin in New York berichtet über ihr Leben in der Stadt der Städte.

New York/Krefeld. Ineiner Stadt voller modischer Inspirationen ist es schwer, dasKreditkartenlimit im Auge zu behalten. Egal, ob in den großenKaufhäusern, den kleinen Boutiquen oder auf Flohmärkten - ständigwird man neuen Konsumreizen ausgesetzt, die Gefahr lauert an jederEcke. In anderen Städten ist es tatsächlich schon mal vorgekommen,dass ich nach einem Einkaufsbummel mit leeren Händen nach Hausegekommen bin.

Nach den ersten Wochen in New York kann ich mitziemlich großer Sicherheit sagen: Das würde hier niemals passieren!Was es hier nicht gibt, das gibt es einfach nicht! Nicht bereits imNovember bettelarm zu sein, wird deshalb eine der größtenHerausforderungen der nächsten Monate.

Währendes bei der Jagd nach modischen Errungenschaften keine Defizite zubeklagen gibt, hatte ich bisher nur wenig Erfolg bei der Suche nachbezahlbarem und gleichzeitig gehaltvollem Essen, obwohl sich auch inNew York der Gesundheitstrend durchgesetzt hat.

Das amerikanischePendant zum deutschen Bio heißt Organic und ist als Gegenbewegungzum Fast Food entstanden. Ein Organic-Siegel am Ladeneingang gibt demKonsumenten das gute Gefühl, sich gesund zu ernähren, und ist fürden Anbieter Grund genug, seine Preise um bis zu 500 Prozent zuerhöhen.

Glücklicherweisekonnte ich letzten Sonntag einen ersten Zwischenerfolg verbuchen:Eine andere Praktikantin schleifte mich in ein kleines Restaurant inSoho, in man dem fabelhaftes Essen zu völlig legitimen Preisenbekommt. Auf einer großen Tafel am Eingang steht plakativgeschrieben:

"Wir verkaufen KEINE Diät-Cola oder fettarme Milchund erst recht keine organischen Speisen!" Wie bereits erwähnt: InNew York gibt es nichts, was es nicht gibt: Sogar eine Gegenbewegungzur Gegenbewegung!