Silvia & the City: Die New-York-Demenz
Krefeld/New York. Es war an einem Dienstag, als ich in einer geselligen Runde mit ein paar anderen Mädchen beim Essen saß und das Gespräch in Richtung Abendplanung gelenkt wurde. Denn: Man ist quasi dazu gezwungen, bereits Anfang der Woche die Nächte durchzutanzen, wenn man nicht als ahnungsloser Neuling erkannt werden möchte.
Laut einer New Yorker Lokalweisheit gehen nämlich nur Touristen oder - noch viel schlimmer - Leute aus New Jersey am Wochenende aus. Und zu denen möchte man definitiv nicht gehören. Schließlich wird hier New Jersey, die kleine Nachbarstadt, als Synonym gebraucht, wenn man sagen möchte, dass etwas langweilig, provinziell oder einfach uncool ist.
An besagtem Dienstagabend saßen wir nun zusammen an einem Tisch und versuchten uns daran zu erinnern, welches Restaurant wir gesehen, von welcher Bar wir gelesen und von welchem Club wir etwas gehört hatten. Einige Male fielen Sätze wie: "Daran sind wir doch letztens vorbei gelaufen!" oder "An welcher Straßenecke war das nochmal?" Das Problem: Ich war in den vergangenen vier Wochen an einer gefühlten Million Straßenkreuzungen. Woher soll ich wissen, welche DIE Eine sein könnte, die nun gemeint ist?
Genau in solchen Situationen macht sie sich bemerkbar, die New-York-Demenz. Ständig sehe und erlebe ich so viel, dass ich das Gefühl habe, mein Gehirn kommt gar nicht mit der Verarbeitung und Speicherung all dieser Informationen nach. Deshalb bleiben oft nicht mehr als ein paar rudimentäre Basisfakten hängen: New Jersey = schlecht, gefrorener Jogurt = gut! Der Rest verschwimmt in einem Bild aus tausend Eindrücken, die nur wenig gefiltert und reflektiert zurückbleiben. Gott sei Dank ist heute wieder Freitag. Dann kann ich endlich guten Gewissens zu Hause bleiben und damit beginnen, Reisenotizen zu verfassen.