Tag der Architektur: Sechs Objekte präsentiert die Kammer am Wochenende in Krefeld
Wohnen wie im Feriendomizil: Das Ehepaar Moorées hat ein altes Bauernhaus in ein modernes Heim verwandelt, inklusive vieler Fundstücke.
Krefeld. Manchmal muss man eben genau hinschauen, um das Potenzial eines alten Hauses zu entdecken. Noch im Januar 2012 sah es an der Engerstraße 82 eher piefig und einfallslos aus, jetzt besticht das alte Bauernhäuschen durch eine liebevolle Sanierung. „Unsere Freunde haben gesagt: Ihr seid verrückt. Doch wir sind stur geblieben und haben alles so gemacht, wie wir es wollten“, freut sich Gisela Moorées über den gelungenen Coup.
Was von außen eher klein wirkt, insgesamt handelt es sich um etwa 120 Quadratmeter, wirkt von innen hell und großzügig. Fast erweckt es den Eindruck, als wäre man durch die Haustüre direktemang von Krefeld in ein lichtes Feriendomizil irgendwo am holländischen Nordseestrand gelangt. „Vorher war es eine richtig kleine Hucke“, erinnert sich Gisela Moorées. Zwei Familien haben hier gewohnt, mit jeweils fünf Zimmern. Bis Innenarchitektin Alexandra Lichters Hand angelegt und regelrecht aufgeräumt hat. Da wurden Wände eingerissen, der feuchte Boden ausgetauscht, die Balkendecke im Obergeschoss geöffnet, um Raum nach oben zu schaffen. „Das war hier vorher sehr niedrig und bedrückend“, erklärt sie.
So ist unten ein großzügiger Wohnraum geschaffen worden, an den sich eine offene Küche anschließt. Ein heimeliges Arbeitszimmer bietet Platz für Gäste. Unter dem Dach verbirgt sich das luftige Privatreich der Moorées. Der Clou: Schlaf- und Ankleidezimmer gehen übergangslos in das Bad über. Klingt eher gewöhnungsbedürftig, doch durch geschickte Anordnung bleibt die Privatsphäre gewahrt.
All das erhält eine individuelle Note durch das Steckenpferd des Ehepaars. „Wir haben uns die Zeit genommen, die Flohmärkte der Niederlande abzuklappern“, berichtet Dieter Marx-Moorées. So atmet das alte Häuschen auch innen Geschichte, zusammengewürfelt und doch passend mit manch altem, aufgearbeitetem Möbelstück, antiken Holztüren und allerlei Gegenständen, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel und doch ihre Funktionalität nicht verloren haben. So führt eine alte Bibliotheksleiter zur Empore im Obergeschoss, wo Seekisten auf hübsche Weise Stauraum bieten. Hier und da sind Fundstücke zu kleinen Stillleben zusammengestellt. Ein Museum wollen die Moorées aber auf keinen Fall aus ihrem Domizil machen. „Das ist nicht statisch und kann nächste Woche schon wieder ganz anders aussehen“, sagt Dieter Marx-Moorées schmunzelnd.
Fast scheint es, als hätten die beiden 59-Jährigen mit ihrem Projekt, bei dem sie auch oft selbst Hand anlegten, ein neues Lebensgefühl entdeckt. „23 Jahre haben wir in einem Bungalow im Bauhaus-Stil in Forstwald gelebt“, blickt Gisela Moorées zurück. Als die Tochter aus dem Haus war, stand ein Wandel an. „Wir haben einen Strich gezogen und alles verkauft.“ Bereut haben die beiden das seit ihrem Einzug im September nicht, im Gegenteil: „Wir fühlen uns hier sehr wohl.“ Was Wunder — wohnen sie doch jetzt fast wie in ihrem Lieblingsreiseziel.
Das Haus der Moorées an der Engerstraße 82 kann Samstag zwischen 12 und 16 Uhr besichtigt werden.