Tapir-Dame Evi tippt auf Deutschland (mit Video)
Was Krake Paul als Fußball-Experte drauf hatte, kann Tapir Evi schon lange. Sie ist sicher: Die DFB-Elf gewinnt.
Krefeld. Wenn man einem südamerikanischen Flachlandtapir einen Gesichtsausdruck zuschreiben kann, dann ist der von Evi einfach nur entspannt. Sie genießt gestern Morgen den Regen, der auf ihren borstigen Rücken prasselt und knabbert an ein paar Buchenzweigen. Die Zwölfjährige scheint sich ihrer Sache sehr sicher zu sein, schließlich muss sie gleich eine Entscheidung fällen, die tausenden von Fußballfans Kopfzerbrechen bereiten könnte.
Denn Evi ist das EM-Orakel des Krefelder Zoos und der WZ. Sie tippt die Vorrunden-Spiele der Jogi-Jungs. Was Krake Paul aus Oberhausen 2010 konnte, das kann Evi schon lange. „Wir haben Evi nach gründlicher Überlegung zum tierischen Orakel ernannt“, sagt Zoo-Kuratorin Cornelia Bernhardt. Die Biologin weiß, welche Vorzüge Evi mitbringt: „Sie hat zwar keine fußballerische Vorerfahrung, aber bei ihrer großen Nase gehen wir davon aus, dass sie den richtigen Riecher hat.“
Auch unter dem Gesichtspunkt der Neutralität ist Evi erste Wahl. „El Pulpo Paolo“, den Spötter nach der Titelvorhersage für Spanien auch Calamares-Paul nannten, musste sich in dieser Hinsicht ja einiges vorwerfen lassen. Bernhardt betont: „Tapire leben in Südamerika und von dort ist nun einmal kein Land bei der EM dabei. Befangen kann sie also nicht sein.“ Zudem hat Evi sich nicht von den bescheidenen Vorbereitungsspielen der Deutschen beeindrucken lassen — die hat sie schlicht im Heu verpennt.
Um jeden Vorwurf der Manipulation unseres EM-Orakels im Keim zu ersticken, bereiten Evis Pflegerinnen zwei Futternäpfe mit identischen Leckereien zu: Bananen, ein Apfel und ein Stückchen Mohnkuchen. Dann wird die Versuchsanordnung mit den Fähnchen versehen und hinter verschlossenen Türen angerichtet. Die bewährte Fressnapf-Methode.
Schließlich öffnet sich die Luke zum Außengehege und Evi, in sich ruhend, betritt den Raum. Pflegerin, Kuratorin und allen Umstehenden stockt der Atem. Evi hält schnurstracks auf den Portugal-Napf zu. Der unerträgliche Gedanke an einen gegelten Ronaldo-Jubel am Samstag blitzt ganz kurz auf. Dann die Wende. Das weise Orakel schnüffelt nur kurz am portugiesischen Banänchen und schwenkt den Riesenrüssel selbstbewusst zum Trog mit dem schwarz-rot-goldenen Fähnchen um und beißt herzhaft zu. Deutschland gewinnt.
Nach dem Mahl zieht sich Evi zurück. Sie sitzt noch lange unter dem wärmenden Rotlicht und meditiert. Das nächste Spiel von Joachim „Jogi“ Löws Truppe gegen die starken Niederlande verlangt von unserem EM-Orakel im Krefelder Zoo schließlich wieder „allerhögschte Konzentration“.