Technik hilft Behinderten: Navis machen den Weg frei
Mit „Mobile“ erforscht die Fachhochschule Niederrhein, wie die Navigation für eingeschränkte und unsichere Personen im ÖPNV optimiert werden kann.
Krefeld. Jemanden nach dem Weg zu fragen, ist kaum noch zeitgemäß. Routenplaner im Internet und per Satellit auf das Smartphone übertragene Karten übernehmen im Alltag weite Teile der Navigation durch die urbane Umgebung. Doch was ist mit den Menschen, die auf Hilfe angewiesen oder nur bedingt fähig sind, die modernen Geräte zu benutzen? Am Standort Krefeld der Fachhochschule Niederrhein (FHN) ist jetzt ein Projekt gestartet, das sich speziell der Frage widmet, wie sich ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen besser im öffentlichen Personenverkehr (ÖPNV) zurechtfinden können.
Prof. Dr. Gudrun Stockmanns ist Lehrbeauftragte für Praktische Informatik an der FHN und leitet das Projekt „Mobile — Mobil im Leben“ (Mobile). Sie sagt: „Wir wollen einen Navigator entwickeln, der Menschen auch mit Beeinträchtigungen von Tür zu Tür leitet.“ Dafür haben Stockmanns und ihr Kollege Prof. Dr. Edwin Naroska aus dem Fachbereich Technische Informatik ein Team zusammengestellt, das erforscht, welche Daten ein solches Gerät benötigt — und wie es technisch möglich ist, auf diese Daten so zu nutzen, dass daraus ein für den Nutzer optimales Ergebnis entsteht. „Leicht bedienbar soll es für den Nutzer sein, per Smartphone oder Tablet PC durch den ÖPNV geführt zu werden“, beschreibt Projektmanagerin Martina Braun das Forschungsziel.
Um von Beginn an einen möglichst optimalen Entwicklungsablauf zu gewährleisten, haben sich mehrere gleichberechtigte Partner für „Mobile“zusammengeschlossen. Neben der FHN sind das in Krefeld das Mobilitätsdienstleister der SWK und das Gesundheitszentrum Salvea. Darüber hinaus wird in Bielefeld geforscht: Die Hochschule Rhein-Waal hat sich dafür mit dem Unternehmen Mobiel der örtlichen Stadtwerke zusammengetan. „Die fünf Unternehmen haben sich gemeinsam um die Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie beworben“, sagt Edwin Naroska. Das Projekt gehört zu der Initiative „Von Tür zu Tür — Mobilität für den öffentlichen Personenverkehr der Zukunft“ des BMWI zunächst für drei Jahre, bis März 2016. Von dort kommen in dieser Zeit 2,71 Millionen Euro Fördergeld.
Dass ein auf die individuellen Bedürfnisse von temporär oder dauerhaft körperlich, psychisch oder kognitiv beeinträchtigten Menschen zugeschnittenes Produkt eine Menge leisten muss, um den Anforderungen gerecht zu werden, ist den Forschern klar. Aus diesem Grund binden sie betroffene Personen ab er ersten Phase des Projekts mit ein: „Wie befragen regelmäßig und bis zum Projektende unsere Klienten und sind auch auf ihre Unterstützung in der Testphase angewiesen“, sagt Vanessa Esters vom Krefelder Gesundheitsinstitut Salvea. „So können wir sicher sein, dass sich das Projekt praxisbezogen entwickelt und Anwendern hilft.“
Auch die SWK machen mit bei dem Projekt. In den Fahrzeugen des Unternehmens findet bei vorangeschrittener Entwicklung die Testphase für das Mobile-Projekt statt. „Dazu gehört, dass während der Fahrt in Echtzeit Informationen für den Nutzer zur Verfügung stehen sollen. Über spontane Ausfälle, kurzfristige Sperrungen oder Routenänderungen“, sagt Gudrun Stockmann. Darüber hinaus müssten aber Fahrer und Begleiter der SWK-Flotte müssen technisch geschult und wissen, welche Informationen für die Nutzer des Endprodukts der Forschung relevant sind.
„Das nimmt die Angst, die viele beeinträchtigte Menschen daran hindert, den ÖPNV zu nutzen“, sagt Stockmanns. Und hilft dabei, dass notfalls auch eine Altmodische Methode weiterhilft, für den Fall dass die Technik wider Erwarten doch einmal versagt: Die persönliche Frage nach dem richtigen Weg.