Telefonseelsorge: Offene Ohren — ehrenamtlich
Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind allzeit bereit, um sich die Sorgen der Anrufer anzuhören.
Krefeld. Sorgen kann man teilen — wenn man sie mitteilen kann. Viele Menschen haben aber keinen Ansprechpartner für ihre Nöte. Wenn sie sich ihren Kummer von der Seele reden möchten, greifen sie immer öfter zum Hörer und wählen die Telefonnummer 0800/1110111 — die bundesweit gültige, gebührenfreie Nummer der Telefonseelsorge.
„Die Vereinzelung in der Gesellschaft nimmt zu“, sagt Dieter Mokros von der Telefonseelsorge Krefeld, Mönchengladbach und Viersen. Mangelnde Kommunikation sei ein wachsendes Problem.
„Die Menschen haben keine Freunde, Verwandten oder Nachbarn, die sich kümmern.“ Die steigende Zahl der Anrufe — 2010 gab es rund 14 000 anonyme Beratungen am Telefon — dokumentiere das wachsende Bedürfnis nach Seelsorge.
Tag und Nacht stehen fünf hauptamtliche und 50 ehrenamtliche Mitarbeiter zur Verfügung. Sie müssen psychisch stabil sein, um die Fragen und Probleme der Anrufenden aushalten, ertragen und begleiten zu können. Ihre Verschwiegenheit ist garantiert.
Ursprünglich war die Telefonseelsorge hauptamtlich konzipiert, heute beraten fast nur noch ausgebildete freiwillige Mitarbeiter am Telefon. Hilfsbereitschaft alleine reicht nicht aus — für den sensiblen Umgang mit den Anrufern erhalten die Mitarbeiter eine einjährige, qualifizierte Schulung.
Sigrid Scholz ist seit fünf Jahren ehrenamtlich tätig. Ihren Dienst „als beratender Freund“ empfindet sie manchmal als ein „Wechselbad der Gefühle“, vor allem nachts seien die Menschen dünnhäutiger. In den Gesprächen bleibe sie stets „offen, neugierig, ehrlich, verständnis- und respektvoll“.
Die Themen reichen von Krankheit über Probleme in Ehe und Familie, Drogen und Armut bis hin zu Arbeitslosigkeit. „Ganz wichtig ist für mich eine Nachbereitung der Anrufe“, sagt Scholz. Manchmal schreibt sie eine Art „Krisentagebuch“. „Aber im Notfall muss ich selber mit jemandem sprechen können.“
Dann hilft zum Beispiel Supervisor Michael Hack. Der pensionierte Pfarrer ist auch als Polizei-Seelsorger im Einsatz und er weiß: „Reden hilft, es gibt Menschen in schwierigen Lebenssituationen das Gefühl, nicht allein zu sein.“