Tierische Senioren im Zoo
Einige Bewohner haben ein stattliches Alter erreicht. Affe Elvis ist 38, Schildkröte Bernhard wird sogar auf 100 geschätzt. Sie bekommen jetzt neue Infotafeln.
Krefeld. Mickey (33) und Rebecca (27) sind verliebt wie am ersten Tag. Ihr Geheimnis: Sie schlafen in getrennten Betten. Die beiden betagten Ponys haben im Zoo separate Boxen. Der Abstand in der Nacht tut gut. „Jeden Morgen ist Mickey ganz aufgeregt, weil er seine Rebecca auf der Anlage wiedersieht“, sagt Sprecherin Petra Schwinn.
Das Pony-Pärchen gehört zu den Senioren im Zoo. Die bekommen seit einigen Tagen neue Infotafeln. „Die alten waren nicht mehr auf dem neusten Stand“, erklärt Schwinn. So stand bei den Siamangs noch eine Lebenserwartung von 25 Jahren in der Erklärung. Die Affen Kathrin und Elvis sind allerdings bereits 38 Jahre alt. Die Tafeln erklären warum sie schon ein Methusalem-Affen-Alter erreicht haben: „Tiere werden im Zoo deutlich älter.“
Vielleicht ist aber auch der tägliche Liebessong ihr Jungbrunnen. Trotz seiner 38 Jahre singt Elvis lautstark den typischen Gibbon-Ruf. Seine Kathrin antwortet immer. Das Lied der beiden schallt täglich durch den Zoo — auch bis zum Kamelgehege gleich am Zooeingang.
Kamelstute Rauja (19) ist ebenfalls ein neues Schild gewidmet. Sie gehört streng genommen zwar noch nicht zu den Senioren — Kamele können 30 bis 40 Jahre alt werden — doch ihr Gang lässt einige Besucher darauf schließen. Rauja bewegt sich langsam und lahmt auf den Vorderhufen. Sie hat Arthrose. Das erklärt ab sofort auch die Infotafel. „Besucher haben sonst oft die Pfleger gefragt, was mit Rauja los ist“, sagt die Zoosprecherin. Damit die Stute keine Schmerzen hat, bekommt sie Schmerzmittel, versteckt in ihrer Lieblingsspeise, einem Brötchen.
Die meisten tierischen Senioren müssen Medikamente einnehmen — wie alte Menschen eben. Orang-Utan Telok wird nächstes Jahr 50 Jahre alt — in freier Wildbahn wäre damit seine Lebenserwartung erreicht. Im Zoo kann Telok vielleicht noch seinen 60. Geburtstag feiern. Nicht zuletzt, weil auf seine Gesundheit geachtet wird. „Er hat schon mal eine Zeit lang ein Herzmedikament bekommen, auch Entwässerungsmittel“, erzählt Schwinn. Alles aus der Humanmedizin — das Erbgut von Orang-Utan und Mensch stimmt zu 97 Prozent überein. Selbst einer von Teloks Ärzten behandelt normalerweise Menschen. Er wurde gerufen, weil der Affen-Opa neuronale Aussetzer hatte. Der Mediziner verschrieb ihm Epilepsie-Medikamente — heute geht es ihm gut.
Altersgerechte Gehege brauchen die Tiere nicht. Elvis hangelt sich wie ein Jungspund von einem Seil zum nächsten. Auch beim Pony-Paar gibt es keine spezielle Senioren-Ausstattung. Der Boden im Außenbereich war immer schon eben und die Strohpolsterung im Stall reicht aus. Nur das Futter darf nicht mehr so knackig sein wie früher. Kräftig in eine Möhre beißen, kann Mickey nicht mehr. Sein Gebiss hat einige Lücken. „Das Kraftfutter muss eingeweicht werden“, sagt Schwinn.
Alters-Wehwehchen haben Bernhard und Elly nicht. Dabei werden die Riesenschildkröten auf ein Alter zwischen 80 und 100 Jahren geschätzt. Zwar läuft alles in Zeitlupe ab, aber das ist eben typisches Schildkröten-Tempo. „Ab und zu bekommen sie besonders feines Heu für eine bessere Verdauung“, erklärt Schwinn. Die einzige Sonderbehandlung.
So könnten Bernhard und Elly sogar ihre Pfleger überleben. Das vermutlich älteste Tier der Welt, Riesenschildkröte Harriet, ist 2006 im australischen Zoo gestorben. Sie war 176 Jahre alt.