Stadtradeln: Jochen Melles - Radeln als Lebenseinstellung
Jochen Melles führt mit 2304 Kilometern die Einzelwertung an. Er fährt aus Überzeugung Rad und möchte Vorbild für andere sein.
Krefeld. „Fahrrad fahren ist wie Yoga“, sagt Jochen Melles und lächelt. „Total entspannend.“ 2304 Kilometer hat er bei der Aktion Stadtradeln innerhalb von drei Wochen mit seinem Liegerad zurückgelegt und damit in der Einzelwertung gesiegt. Mit seinem Team „Vierspitz Naturkost“ belegte er den zweiten Platz. „Ich fahre immer mit dem Rad zur Arbeit, das sind pro Tag schon 50 Kilometer“, rechnet der 53-Jährige vor. Auf die 2304 Kilometer in drei Wochen sei er durch die ein oder andere Zusatzrunde und manchen Umweg gekommen.
Schwer ist das dem Vielradler nicht gefallen, schließlich gehört das Fahrrad fahren schon lange zu seinem Leben. „Vor 34 Jahren habe ich mir ein Rennrad gekauft und habe beim RV Fischeln 20 Jahre lang Radsport betrieben“, erzählt er. Vor zehn Jahren musste Melles das intensive Training wegen Rückenproblemen an den Nagel hängen. Seitdem fährt er nur noch im Alltag — mit dem Rückenfreundlichen Liegerad. „Wege, die man gut mit dem Fahrrad zurücklegen kann, fahre ich aus Überzeugung nicht mit dem Auto“, erklärt er. „Man kann nicht immer über die Autoindustrie meckern und selbst nichts gegen den CO2-Ausstoß tun.“
Nur bei Regen lässt Melles sein Rad zu Hause — dann kommt sein Twike zum Einsatz, ein Elektrofahrzeug mit Pedalantrieb. „Pro Jahr fahre ich rund 16 000 Kilometer Fahrrad, wenn man Liegerad und Twike zusammen nimmt“, sagt er stolz.
Für den 53-Jährigen ist das Fahrrad fahren etwas ganz anderes als ein Hobby — es ist (s)eine Lebenseinstellung. „Ich versuche so zu leben, wie es mir und der Umwelt gut tut und dabei hilft das Rad: Ich kann mich damit CO2-neutral fortbewegen, kriege den Kopf frei und tue etwas für meinen Körper“, erklärt Melles.
Schon im Alltag versuche er, anderen Menschen diese Überzeugungen durch das Liegerad und sein Twike vorzuleben. „Das Stadtradeln ist aber die beste Möglichkeit, Vorbild zu sein und Anstöße zu geben“, sagt er. Deshalb habe er in diesem Jahr nicht nur zum dritten Mal mitgemacht, sondern auch ein eigenes Team gegründet — das Team „Vierspitz Naturkost“, das aus 77 Kunden seines gleichnamigen Bioladens bestand.
„Ich hätte nicht mit so positiven Reaktionen gerechnet“, sagt Melles glücklich. „Und mit dem zweiten Platz auch nicht.“ Sein Ziel seien zwar die 17 000 Kilometer gewesen, die das Siegerteam im Vorjahr erzielt hat. Er habe aber bewusst keinen von seinen Radsportfreunden ins Team geholt, die täglich viele Kilometer fahren. „Ich wollte, dass jeder Kilometer, den ein Kind oder eine Oma in meinem Team fährt, etwas wert ist“, erklärt er. Schließlich gehe es darum, die Massen zu bewegen. Genau da sieht Melles aber Verbesserungsbedarf: „Bei dieser Aktion kann man die Leute mit einfachen Mitteln erreichen. Das kostet nichts, aber die Leute fühlen sich mit Krefeld verbunden“, sagt Melles. „Da sollte die Stadt mehr machen und auch die Schulen ins Boot holen.“
Melles selbst will 2013 wieder ein Team aufstellen und mit Aktionen und Touren motivieren.