Überflieger überwinden alle Barrieren

Projekt hilft Jugendlichen aus 17 Ländern auf dem Weg in ein erfolgreiches Arbeitsleben.

Krefeld. Nach der Melodie von "We will rock you" von Queen singen und klatschen rund ein Dutzend Jugendliche auf der improvisierten Bühne im Hansa-Haus: "Wir sind Überflieger, streben nach Karriere, kommen aus verschiedenen Ländern, doch das ist keine Barriere!"

Der Gesang ist leise, denn die jungen Sängerinnen und Sänger sind noch etwas schüchtern bei ihrem ersten Auftritt auf dem Abschlussfest. Sie feiern ihr gelungenes Projekt "Mut zur Karriere. Bessere Bildungschancen für Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte".

Drei Jahre lang nutzten etwa 60 junge Leute zwischen zwölf und 20 Jahren aus 17 verschiedenen Ländern ihre Chance, sich unter guten Bedingungen in einer Gemeinschaft an Neuem zu versuchen und in ihrer persönlichen Entwicklung davon zu profitieren. "Die Jugendlichen konnten vieles in einem geschützten Raum ausprobieren, was besonders das Selbstbewusstsein stärkte", resümierte Patricia Jurado, die Leiterin des Projekts.

Gemeinsam mit weiteren, auch ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen wurde mit finanzieller Förderung des Caritasverbandes Krefeld und des Bundesministeriums des Inneren eine Arbeit geleistet, die sogar geehrt wurde: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge stufte das Projekt "Überflieger" als "Best practice-Projekt" ein.

Eine Besonderheit war ebenso, dass man für den Zeitraum von drei Jahren die Fördermittel erhalten hatte. Aber nun muss diese gute Jugendarbeit eingestellt werden, wenn es nicht gelingt, andere Sponsoren zu finden - die staatlichen Mittel dafür sind ausgeschöpft.

So trafen sich am Donnerstagabend die jungen Überflieger mit Familien und Freunden sowie einigen offiziellen Gästen zum "Fest der Rückblicke, Einblicke und Ausblicke". Ein Höhepunkt des Abends war die Vorstellung ihres biographischen Bilder- und Lesebuchs.

Rund ein Jahr Arbeit hatten die Jugendlichen hineingesteckt; es wurden Texte geschrieben, fotografiert und Bilder in den verschiedensten Techniken gemalt. Wie ein roter Faden - optisch durch Papierflieger unterstützt - ziehen sich Einblicke in fremde Kulturen, aber auch ihre Verbindung mit der deutschen durch die Arbeiten der jungen Leute, die alle einen Migrationshintergrund besitzen.

Einige Autorinnen tragen ihre kleine Geschichte vor, wie zum Beispiel Phuong Anh (14 Jahre). Sie erzählt von einem Verwandtenbesuch im Land ihrer Eltern, in Vietnam. Ihre kurz gehaltenen Urlaubserinnerungen enden damit, dass sie nach dem Essen im Familienkreis auf den Dachboden klettert. "Dort versuche ich Kontakt zu Deutschland zu bekommen. Im Internet."

Die Krefelder Überflieger scheinen jedenfalls in beiden Kulturen zu Hause zu sein und ihren Platz gefunden zu haben, wie der 13-jährige Ivan mit deutscher und russischer Staatsbürgerschaft: "Überflieger bedeutet für mich, einer internationalen Gesellschaft anzugehören, die viele Chancen gibt, sein wahres Können und Wissen zu zeigen".