„Uerdingen ist ein guter Ort, um alt zu werden“
Der Krefeld-Tourist wird vor dem historischen Rathaus mit niederrheinischer Freundlichkeit empfangen.
Krefeld. Hat den Uerdingern jemand Bescheid gesagt, dass der Krefeld-Tourist vorbeikommt? Es wirkt ein wenig so, denn Alexander Brink (31), der noch nie in Krefeld war und mit der WZ die Stadt erforscht, wird empfangen wie ein Promi, dem man gerne etwas Gutes tun möchte.
Als er am Parkscheinautomaten vor dem Rathaus steht, reckt ein Uerdinger seinen Kopf aus dem Wagen und ruft: „Wollen Sie mein Ticket haben? Da sind noch ein paar Minuten drauf.“ Der nächste Helfer steht neben Alexander Brink und bietet bereitwillig Wechselgeld an. Noch bevor das Parkticket unter der Frontscheibe liegt, hat der Uerdinger bei Alexander Brink schon einen Stein im Brett.
Warum sollte der Uerdinger auch schlecht drauf sein? Er lebt schön und beschaulich. Alexander Brink nimmt den direkten Weg ans Wasser und lässt sich frische Rheinluft um die Nase wehen. Die Industrie-Szenerie, die sich ihm in Richtung Hafen zeigt, überrascht ihn etwas: „Ich wusste gar nicht, dass Uerdingen so einen großen Hafen hat.“ Dass Bayer seine Schornsteine in den blauen Uerdingen-Himmel gebaut hat, ist hingegen für Alexander Brink nichts Neues. „Das ist natürlich kein sooo schöner Anblick“, sagt Brink und dreht seinen Kopf lieber wieder nach rechts in Richtung Rheinbrücke.
Der Rheindeich bleibt dem Krefeld-Touristen verwehrt, da fleißig gebaut wird. „Schade, sieht echt schön aus“, urteilt Alexander Brink und schaut auf einen Bauarbeiter, der sich zum Frühstück ein Ei und eine Zigarette gönnt.
Der Düsseldorfer schlendert durch Krefelds Wohnquartiere und lässt immer wieder den Blick über die Häuserfassaden streifen, die die Geschichte der Stadt nacherzählen.
Als er an der Bruchstraße an einem denkmalgeschützen Haus von 1704 vorbei geht, haben die Uerdinger Bauten ihn wohl restlos überzeugt: „Echt süß!“ Rund um die St.-Peter-Kirche will er sogar ein mittelalterliches Flair erkennen.
Zum Schluss geht es dann noch über die Einkaufsstraße. Alexander Brink schaut auf ältere Damen die sich zum Kaffeeklatsch in die Sonne gesetzt haben und Männer, die ihre Einkäufe auf dem Rollator balancieren. Brinks Fazit: „Uerdingen finde ich sehr schön, aber vielleicht einen Tick zu verschlafen.“ In diesem Moment kommen ihm wohl die freundlichen Menschen wieder in den Sinn und er schiebt nach: „Aber das ist ein guter Ort, um alt zu werden.“