Kidogo hat die Qual der Wahl
Bislang lebte der Silberrücken mit den reiferen Gorilla-Damen Muna und Oya. Damit es mit dem Nachwuchs noch besser klappt, ist jetzt die junge Miliki eingezogen.
Krefeld. Familienzusammenführung kann eine schwierige Sache sein. Das ist bei Menschen so und bei Menschenaffen nicht weniger. Fingerspitzengefühl und viel Verständnis sind vonnöten, damit Männlein und Weiblein beim ersten Treffen nicht aufeinander losgehen und zuschlagen, sondern die Rangfolge beachten, damit Frieden herrscht.
Seit März 2012 befassen sich die Verantwortlichen im Zoo mit dem Aufbau der Affenfamilie um Silberrücken Kidogo als Familien-Oberhaupt. Sie sollen als erste den Gorilla-Garten beziehen. Seit der vergangenen Woche ist klar: Es klappt mit der Harmonie im Familiengefüge, auch im Außengehege. Ausgleichender Garant dafür ist wieder einmal der weibliche Instinkt.
Seit 2012 ist der große und 120 Kilogramm schwere Kidogo (14) in Krefeld. „Der gebürtige Däne wurde in einer intakten Familie groß und ist mit der Etikette vertraut“, berichtet Zoo-Sprecherin Petra Schwinn. Ihm zur Seite wurden die in Krefeld lebenden und ursprünglich aus der Schweiz stammenden Mädels Muna (23) und Oya (24) gegeben. Sie kamen direkt aus der Nachbarschaft, dem Affenhaus, in den Gorilla-Garten.
„Da Kidogo relativ jung ist, nahmen die beiden gesetzteren Damen den Teenager nicht ernst.“ Ein Jahr hat es gedauert, bis sie sich an ihn gewöhnt hatten und ihn an sich heranließen. Bis dahin sagte Muna, wo es lang ging.
Oya zeigte sich in der Dreier-Beziehung zuerst psychisch angeschlagen. Schwinn: „Sie kam mit der neuen Situation nicht zurecht und war zuerst kränklich. Die Affenfrau brachte eine Totgeburt zur Welt. Nach der Behandlung der Tierheilpraktikerin mit Bachblüten und der dazugehörenden Aufmerksamkeit ging es besser.“ Es habe funktioniert, freut sich die Biologin noch heute. Auch der Gynäkologe gab „grünes Licht“ für weitere mögliche Schwangerschaften.
Zurzeit darf sie „Tante“ und „Ersatzmutter“ sein von Tambo. Der einjährige Gorilla ist der erste Nachwuchs von Kidogo und Muna und ein richtig cooler kleiner Kerl.
Damit es mit der Nachzucht noch besser klappt, bekam Kidogo, der Kleine, wie es auf Swahili heißt, eine weitere Dame in seinen Harem. Die junge und zierliche Französin Miliki hatte es trotz ihres rötlichen Haares und des runzligen Gesichtes nicht einfach bei dem neuen Herrn. Der zeigte „Chefgebaren“ und versetzte der achtjährigen Affendame als Erstes eine Tracht Prügel. Bei Gorillas kann es zuweilen richtig brutal zugehen.
Petra Schwinn: „Obwohl Miliki eine Handaufzucht ist, verhielt sie sich genau richtig. Sie machte sich klein und unterwarf sich. Kidogo war zufrieden.“ Die ersten Kontakte mit den anderen Weibchen fanden über zwei Monate am „Schmusegitter“ statt.
Dann kam der große Moment, es ging nach draußen. Die Tiere wurden zusammengelassen, der Wasserschlauch lag griffbereit. Doch diese Familienzusammenführung war so harmonisch, dass es fast langweilig war, der Schieber konnte sogar nachts aufgelassen werden. „Es wurde lediglich gegrummelt. Das sind freundliche Laute untereinander. Danach griff Familie Gorilla gemeinsam zum Grün unter dem Motto: Friede, Freude, Kleeblatt.“
Kidogo achtet nun stets darauf, dass abends alle ins Haus gehen. Nur Miliki hat dazu oft keine Lust und tänzelt weg von ihm. Dafür bleibt der Silberrücken bei Regen gerne draußen, tanzt und lässt sich die Tropfen auf die Zunge fallen. Ab und zu ist er mit sich und seinen Haremsfrauen nachsichtig.