Oldtimer: Der flotte Ferrari für Arme
Mit seinem Fiat 124 Spider CS2 US von 1978 fährt Manfred Fritz auch im Alltag — die elegante Form und die simple Mechanik reizen ihn mehr als das sportliche Fahrwerk.
Über das Internet hat Manfred Franz seine jüngste Bekanntschaft kennengelernt — zwischen den beiden hat es direkt gefunkt. Etwa ein Jahr lang verbringen sie nun schon den Großteil ihres Alltags miteinander, und sie mögen sich noch immer — obwohl Franz seinen Fiat 124 Spider CS2 US mitunter auch mal „alte Tante“ nennt. Der Wagen wurde 1978 gebaut, ist mittlerweile also 36 Jahre alt, und somit „kein Marathonläufer mehr“, sagt Franz.
Das Auto verliert mitunter auch geringe Ölmengen, die Zuneigung des Besitzers zu seiner dunkelblauen italienischen Liebschaft schmälert das allerdings nicht im geringsten: „Vom Motor über die Chassis bis zur Innenraumlackierung ist an dem Wagen alles original — und einen echten Oldtimer, der nicht ölt, den gibt es nicht“, sagt Franz. Mehrere hundert Arbeitsstunden hat der 64-Jährige in den Spider gesteckt, seit er ihn im April 2013 aus Ahaus geholt hat.
„Mit den Materialkosten habe ich seitdem insgesamt etwa 11 000 Euro in den Wagen investiert.“ Und schnell ist Franz aufgefallen, dass in Krefeld vier weitere Besitzer seines Fiat-Modells wohnen. „Wie haben uns irgendwie getroffen, und schnell beschlossen, uns eine Garage mit Werkstatt für die Autos zu teilen“, sagt Franz.
Eifersüchteleien zwischen den Besitzern und ihren Liebhaber-Karossen sind dabei selten — für Franz ist sein US-Spider der schönste: „Der Wagen ist für den amerikanischen Markt gebaut worden, in Kalifornien hat er fast nur Sonne und kaum Regen gesehen.“ Mit 63 000 Meilen auf dem Tacho-Stand hat Franz den Wagen im vergangenen Jahr übernommen. Ob die Strecke mit den tatsächlich gefahrenen Kilometern übereinstimmt, kann Franz nur schätzen: „Man weiß nie genau, was so ein alter Wagen genau auf der Uhr hat, die Zähler zeigen nur den Stand bis Hunderttausend an.“ Die ihm bekannte Geschichte des Wagens stimme aber mit dem Tacho überein, sagt Franz.
Der Vorbesitzer — ein Flugzeugmechaniker — hatte den Oldtimer acht Jahre zuvor aus den USA importiert. Franz: „Der hat sich bei der Restaurierung aber irgendwie verzettelt.“ Er habe das Werk dann selbst vollendet, sagt der 64-Jährige, der als Seefahrt-Agent arbeitet und dabei beruflich Automobile in die ganze Welt, vor allem aber nach Südamerika, verschifft.
Seine Autokenntnisse hat sich Franz selbst angeeignet, das Technikverständnis weniger aus Leidenschaft, denn aus der Not heraus erlernt. „Ich hatte selten genug Geld, um meine Autos in die Werkstatt bringen zu können — da blieb mir nichts anderes übrig, als selbst Hand anzulegen“, sagt Franz. Das könnte er sich heute zwar erlauben, die einfache Mechanik und die zugängliche Technik des Fiat Spiders haben Franz allerdings sehr gereizt. Bremsbeläge, Auspuffanlage, Vergaser sowie neue Relais für die Beleuchtung hat er selbst erneuert — alles streng nach den Vorgaben der Originalbauweise.
„Nur die Elektrik hat mich einige Nerven gekostet, die haben die Italiener damals total chaotische in dem Wagen verlegt.“ Auch die Felgen hat Franz aus Sicherheitsgründen dezent aufgerüstet: „Die sind damals aus Magnesium gefertigt worden, ich habe sie durch Aluminium ersetzt.“ Insgesamt sei es sehr ratsam, mit einem alten Wagen sehr vorsichtig zu fahren. „Dann hat man auch nicht ständig Verschleiß-Reparaturen zu erledigen“, sagt Franz. Auch wenn sein „Armen-Ferrari“ ausgefahren 180 km/h auf die Straße bringen kann — für Franz ist der Spider ein „schöner Alltagswagen, kein Sportgerät“.
Sportlich ist hingegen das Programm, das Franz mit seinem US-Italo-Oldtimer noch absolvieren will: Neben den zahlreichen Treffen, die er mit Ehefrau Edith auf dem Beifahrersitz regelmäßig in der Region, im Ruhrgebiet und bis nach Hamburg mit dem Spider besucht, eine richtige Reise. Franz: „In diesem Jahr, spätestens aber im nächsten, wollen wir mit dem Auto nach Italien. Einmal um den Lago Maggiore — und dann wieder zurück.“