Umzug für eine Million Blattschneiderameisen
Der Insektenstaat war ohne Königin und musste deshalb umgesiedelt werden.
Krefeld. Eine logistische Meisterleistung haben jetzt die Tierpfleger im Zoo Krefeld vollbracht: Eine Million Blattschneiderameisen zogen von der Außenstation Hausenhof in Linn in den Ameisenbau im Regenwaldhaus des Zoos an der Uerdinger Straße um.
Was im ersten Augenblick nahezu unmöglich erscheint, war in der Realität eine Sache von knapp zwei Stunden. Ausgerüstet mit einem eigens für diesen Zweck umgerüsteten Kehrblech, Handfeger und einem Modul aus dem Ameisenbau des Regenwaldhauses fand sich Tierpfleger Detlef Schüler auf dem Hausenhof ein.
Kurzerhand wurde der ganze Ameisenstaat mit seinem Nahrungspilz von den alten Kunststoffboxen in eine Behausung aus Acryl geschaufelt. Besondere Vorsicht ist bei den knapp zwei Zentimeter großen Soldaten geboten, denn die kneifen mit ihren kräftigen Kiefern gerne zu.
Nach kurzer Fahrt konnten die Tiere ihre neue Behausung im Regenwaldhaus in Augenschein nehmen. Zur Begrüßung gab es Ligusterblätter. Schon in wenigen Tagen werden sie sich an die neue Umgebung gewöhnt und ihre Laufstrecken neu mit Duftstoffen markiert haben. Dann kehrt im Ameisenstaat wieder der Alltag ein.
Im Regenwaldhaus leben seit der Eröffnung des Hauses im Jahr 1998 Blattschneiderameisen der Gattung Atta. Die Tiere bewohnen mehrere Inseln, auf denen sie ihr Futter finden. Frisch geschnittene Blätter tragen sie wie kleine Segel auf dem Rücken in ihren Bau.
Besucher können die Wanderung der Ameisen von der Futterinsel bis in den Bau beobachten. Glasscheiben ermöglichen den Einblick in die Kammern des Ameisenbaus.
Ein Volk von der Größe wie im Zoo Krefeld frisst pro Tag ungefähr so viel wie eine Kuh. Leibspeise der Insekten sind frische Brombeerblätter. Gerne werden aber auch Rosen oder Haferflocken angenommen.
Genaugenommen sind Blattschneiderameisen Pilzgärtner. Das geschnittene Futter wird von den Tieren zu einem Brei zerkaut, der als Nährbodenfür einen Pilz dient. Der Pilz ist die eigentliche Nahrung der Ameisen und kann nur durch die Kultivierung der Ameisen überleben.
Der Umzug des Volkes vom Hausenhof war durch den Tod der Königin des alten Volkes im Regenwaldhaus notwendig geworden. Stirbt die Königin, stirbt auch das Volk mit der Zeit aus, denn sie ist die einzige im Ameisenstaat, die für den Nachwuchs sorgt. Jetzt wird sich das Ameisenvolk entwickeln, bis fast fünf Millionen Tiere den Bau bewohnen werden.