Verein rettet Haus vor Zwangsversteigerung
Wegen Krankheit konnten Peter und Manuela S. ihre Verpflichtungen gegenüber der Bank nicht mehr erfüllen. Ein Fall für „Sonne, Mond und Sterne“.
Krefeld. Das Schicksal hat es nicht gerade gut gemeint mit der Familie S. Vor 20 Jahren kam ihr Sohn Pepe schwerstbehindert zur Welt — ob ein Kunstfehler der Ärzte im Krankenhaus die Ursache war, ist nie geklärt worden. Zwei Prozesse wurden verloren. Der selbstständige Schreinergeselle Peter (heute 57) und die Fernmeldeobersekretärin Manuela S. (51) kauften 1996 ein Häuschen aus den 20er Jahren in Dülken — und bauten es liebevoll behindertengerecht um. Auch ein Anbau erfolgte, wenn auch nicht in der gewünschten Breite. Ein Nachbar bestand auf Wahrung des Abstandes. 2009 erhielt Manuela S. eine Krebsdiagnose, zwei Jahre später ihr Mann.
Manuela S. wurde „verrentet“. Ihr Mann hatte anfangs noch halbtags gearbeitet. Die monatlichen Raten für die Tilgung zweier Darlehen liefen weiter: knapp 1200 Euro. „Da kamen wir ins Strudeln“, erklärt Manuela S. die Situation. Zudem lief parallel der Bau eines Außenlifts für Pepe, den die Eltern nicht mehr die Treppe hochtragen konnten — beide hatten deshalb Rückenleiden bekommen. Kosten: 18 000 Euro. Plötzlich konnte das Ehepaar die Raten fürs Haus nicht mehr bezahlen.
Frühpensionärin Manuela S. suchte Hilfe bei der katholischen Kirche, für die sie seit langem ehrenamtlich arbeitet (sie unterrichtet unter anderem Kommunionkinder) und bei der Caritas: „Ein Darlehen wurde abgelehnt. Das Angebot beschränkte sich auf Sachgutscheine.“ Die Kreditgeber — eine Bank und eine Körperschaft des öffentlichen Rechts — kündigten die Zwangsversteigerung des Hauses an: Es ging um 7997,07 Euro.
Die Sachbearbeiterin der Bank in Viersen war nicht bereit, Aufschub zu gewähren, und gab das Verfahren an die Inkasso-Abteilung des Konzerns in Berlin ab. Petra Busch, Geschäftsführerin der Viersener B + S Versicherungs- und Finanzmakler GmbH, war entsetzt: „Es gibt Mathematik und es gibt Menschlichkeit“.
Letztere vermisst sie im Fall der Familie S., die sie seit 20 Jahren kennt und mit der sie inzwischen freundschaftlich verbunden ist. Ihr Zonta-Club sorgte dafür, dass die Tochter der vom Schicksal getroffenen Dülkener Familie sich für die Abiturfeier schick anziehen konnte.
Als Meta Metz, Vorsitzende des überregional arbeitenden gemeinnützigen Krefelder Vereins „Sonne, Mond und Sterne“ von dem Fall erfuhr, bemühte sie sofort den Vorstand. Und der beschloss: „Wir helfen“. Denn bei der Zwangsversteigerung hätten die S. mit leeren Händen dagestanden — durch die Restbelastung und die Vorfälligkeitsentschädigung für die Bankkredite.
Die knapp 8000 Euro sind inzwischen überwiesen, die Zwangsversteigerung ist abgewendet. Am liebsten hätte Meta Metz der Bankangestellten in Viersen irgendwie die Meinung gegeigt, doch die Anwältin des Vereins stellte klar: „Rein juristisch war das Vorgehen der Bank korrekt.“
Bei Familie S. ist ein Hoffnungsschimmer in Sicht: Ehemann Peter hat Arbeit in einer Nettetaler Schreinerei gefunden, baut nebenbei daheim Vogelhäuschen für Bekannte. Petra Busch setzt auf die absehbare Umschreibung der Kredite auf einen niedrigeren Zinssatz: „Dann könnte sich die Monatsbelastung halbieren“.
Manuela S. hat sich übrigens in einem netten Brief bei Meta Metz für die unbürokratische Hilfe bedankt. Sonne, Mond und Sterne wird die Familie weiterhin im Blick haben.