Volker Pispers tobt: „Merkel ist wie Zahnfleischbluten“

Der Kabarettist rechnet im Seidenweberhaus unterhaltsam mit der ganzen Welt ab.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Farbe des Abends ist schwarz. Das beschreibt nicht nur die Kleidung und die Bühnendekoration mit einem Tisch plus einsamem Wasserglas, sondern auch Volker Pispers’ Sicht auf die Welt. Wer den Kabarettisten kennt, bekommt bei seinem Auftritt am Mittwochabend im Seidenweberhaus genau das, was er erwartet. Politisches Kabarett ohne Überraschungen, das wirklich mit allem und jedem abrechnet. „Der Deutsche hat sich an Merkel gewöhnt wie an Zahnfleischbluten. Ist zwar langfristig schädlich, geht aber ja gerade so.“

Wer sich als Besucher des Kabarettabends im Seidenweberhaus am Mittwoch schon wie ein politischer Protestler fühlen wollte, den nahm sich Pispers erst recht vor. „90 Prozent von Ihnen lesen dennoch weiter die RP und wählen wieder die Merkel.“

Nicht nur der Mensch, dessen Handy gleich zweimal klingelt, bekommt eine Ansage: „Wie verblödet kann ein Mensch sein, entschuldigen Sie mal?“ Der Zuschauer merkt schon bald, dass Pispers nicht einfach ein lustiges Programm machen will.

Er glaubt an das, was er sagt, und würde dem Zuhörer seine Überzeugungen gern auch mitgeben. „Zuwanderer zahlen mehr in dieses Sozialsystem ein, als sie herausholen. Wer ihnen was anderes erzählt, ist ein Vollidiot oder ein Arschloch. Und wenn Ihnen einer der beiden morgens im Spiegel entgegenschaut, dann ist das Ihr Problem“, stänkert er.

Zu Beginn der Veranstaltung bekommt man als Zuhörer Lust, Schilder zu bemalen, vor dem Landtag zu demonstrieren oder ähnliche Maßnahmen zu ergreifen, um für Änderungen der Riester-Rente oder des Bankensystems zu protestieren. Zum Ende hin haben sich allerdings so viele Baustellen eröffnet, auf denen man als politisch interessierter Mensch mal aufräumen müsste, dass man dann doch überfordert im Stuhl zurücksackt. Pispers arbeitet sich von der waterboardenden USA über die Ukraine, Russland und China zu der ewig meinungslosen Merkel vor, deren Meinung sich dreht, wie ein Fähnchen im Wind. „Der Deutsche will, dass alle so leben wie wir hier, wachstumsorientiert. Wir hätten den doofen Krieg nicht verlieren dürfen, dann wären jetzt überall Deutsche.“

Viel Gutes kann er dem Weltgeschehen und seinen Machern nicht abgewinnen, aber auf unterhaltsame Art rückt Pispers den Blick des Zuschauers auf die Welt dadurch zurecht, dass er politische Entscheidungen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, extrem vereinfacht in einen Zusammenhang setzt.