"Wehrmann" - Filmdreh gegen Rechtsextremismus
Sechs Studenten aus Dortmund haben für ihre Diplom-Arbeit „Wehrmann“ geeignete Drehorte in Krefeld gesichtet.
Krefeld. Ein kleines Päuschen muss sein. Den ganzen Tag sind die sechs jungen Männer durch die Krefelder Innenstadt gelaufen, waren im Fichte-Gymnasium, im Seidenweberhaus und auf dem Sparkassen-Parkplatz an der Marktstraße. Jetzt sitzen sie gemeinsam im Take 46, einer gemütlichen Kneipe in Dießem.
Jan Mäuser (29), Matthias Ritters (21), Till Haarmann (22), Tobias Schumacher (30), Robert Kaletsch (22) und Thilo David Heins (22) studieren Film- und Fernsehproduktion sowie Regie an der Medienakademie WAM in Dortmund. Momentan arbeiten sie mit Hochdruck an ihrer Diplom-Arbeit, einem 45-minütigen Film mit dem Titel „Wehrmann“. „Darin verweben wir zwei Geschichten miteinander“, sagt Tobias Schumacher, der gemeinsam mit Till Haarmann für das Drehbuch und die Regie zuständig ist.
Einer der Protagonisten ist der Nazi Frank Wehrmann, Kopf einer rechten Jugendgruppe. Im Verlauf des Films will er aus der Szene aussteigen, wendet sich an den Verfassungsschutz und lässt sich als V-Mann anwerben.
Parallel dazu geht es um Thorsten Jäger, einen schüchternen Jugendlichen, der aus einem völlig kaputten Elternhaus stammt. Sein bester Freund Jens macht ihn mit der Nazi-Gruppe bekannt, Thorsten gerät in eine Spirale aus Hass und Gewalt.
„Ich mag Geschichten, in denen Gegensätze aufeinanderprallen“, sagt Schumacher. „Natürlich läuft auch in ,Wehrmann’ alles auf einen großen Showdown hinaus, bei dem die Gewalt eskaliert.“
Die jungen Filmemacher haben sich für ein Thema entschieden, das wegen der aktuellen Ereignisse rund um die rechte Zwickauer Terrorzelle an Aktualität kaum zu überbieten ist. Doch was machen sie in Krefeld?
„Wir suchen nach geeigneten Drehorten“, verrät Matthias Ritters, Aufnahmeleiter und gebürtiger Krefelder. „Als ich das Exposé zum Drehbuch gelesen habe, hatte ich direkt ein paar Ecken vor Augen, die perfekt passen würden. Und die nehmen wir jetzt noch mal genauer unter die Lupe.“
So soll zum Beispiel eine Szene in Ritters’ ehemaliger Schule, dem Fichte-Gymnasium, gedreht werden: Die Figuren Jens und Thorsten verteilen dort CDs mit rechter Musik und einschlägige Broschüren. „Das ist ein gängiges Mittel der Neonazis“, sagt Schumacher. Das Treffen von Wehrmann und seinem Kontaktmann beim Verfassungsschutz wird auf dem Spielplatz SpieDie an der Dießemer Straße stattfinden. „Auch das passt von der Location perfekt.“
Im Juni sollen die Dreharbeiten über die Bühne gehen, im November ist Abgabetermin. Die Zeit drängt, denn die Studenten haben sich viel vorgenommen. „Wir werden mit professionellen Schauspielern zusammenarbeiten“, sagt Jan Mäuser, der für die Pressearbeit zuständig ist. „Wir müssen sieben Rollen besetzen, die Nebenrollen und Komparsen noch nicht eingerechnet. 28 Leute werden hinter den Kulissen im Einsatz sein.“ Insgesamt haben sie zehn Drehtage eingeplant und kalkulieren mit Gesamtkosten von 20 000 Euro. „Da sind wir natürlich auf der Suche nach Sponsoren.“
Wenn der Film fertig ist, will sich das Team mit ihm bei unterschiedlichen Festivals bewerben. „Mal schauen, wie er ankommt“, sagt der Kameramann Thilo David Heins, der kürzlich gemeinsam mit Robert Kaletsch, Matthias Ritters und Till Haarmann die Produktionsfirma Optische Achse Medienproduktion gegründet hat. „Es wird bestimmt ein harter Film, der vor allem Eltern und Kinder für das Thema rechte Gewalt sensibilisieren soll.“