Wenig Spaß in der Unterwelt
Orpheus, Eurydike und griechische Götter können auch langweilen.
Krefeld. In der Fabrik Heeder hat das Figurentheater Gingganz aus Meensen "Orpheus in der Unterwelt, eine Operette sehr frei nach Jacques Offenbach", präsentiert. Schnell wurde klar, dass dieser Titel falsche Hoffnungen weckt. Diejenigen, die einen netten unterhaltsamen Abend mit heiterer Musik und Pariser Flair erwartet hatten, wurden enttäuscht.
Das Bühnenbild zeigt den Eingangsbereich zur Unterwelt, der unschwer als Hotelrezeption zu erkennen ist. Dann gibt es einen großen, voll behängten Kleiderständer und eine Holzkonstruktion, die als Fahrstuhl in die Unterwelt dient. Mechthild und Michael Staemmler betreten in Frack und Zylinder die Bühne und beginnen singend, das Publikum in die Geschichte einzuführen.
Soll das lustig sein? Oder wie ist der Gesang der beiden, vor allen aber von Mechthild Staemmler zu verstehen, die keine höheren Töne schafft. Aus dem Schacht kommend betritt die erste Figur die Unterwelt. Es ist ein schlichter Kochlöffel, der sich bei seiner Anmeldung an der Rezeption als Goethe herausstellt. Mit einem großblumigen Mantel wird er bekleidet und in die Unterwelt entlassen.
In den ersten Gesprächen zwischen Hans Styx, dem Concierge des "Hotels Unterwelt" und den verschiedenen Kochlöffel-Figuren zeigt sich, wie zäh die Konversation in diesem Hades verläuft. Das Publikum findet wenig Grund zu lachen. Als Orpheus seine Eurydike auf Grund von Eifersucht und Missverständnissen mit einer Bratpfanne erschlägt, hört man ein Lachen, wie es beim Kasperletheater an solchen Stellen auch üblich ist.
Die griechischen Götter werden mit sehr phantasievollen Figuren dargestellt: Pluto, der Gott der Unterwelt, mit einer rot leuchtenden Glühbirne unter seinem metallisch scheinenden Gewand. Es ist aber nicht mehr überzeugend, wenn die Götterschar in Form der flatternden Tücher auf Stöcken am Lenker eines Dreirädchens befestigt werden und ihre Runden durch die Unterwelt drehen, um das ausgelassene Treiben zu symbolisieren. Die Zuschauer, die nach der Pause nicht wiederkamen, hatten völlig Recht.