Wie sich ein kleiner Schulgarten zumgrünen Kleinod gemausert hat

Zum 100. Geburtstag gibt es im Juni eine Ausstellung.

Krefeld. Der Botanische Garten wird 100 Jahre alt. Dieses runde Jubiläum soll im Juni mit einer Ausstellung über seine Geschichte gefeiert werden. Das grüne Kleinod an Oppums Schönwasserpark ging aus einem kleinen Schulgarten hervor. Heute wachsen dort auf 3,6 Hektar rund 5000 Pflanzenarten aus aller Welt, aufgeteilt und schön anzusehen, in wissenschaftlichen Abteilungen und Themengärten.

Aus dem Schulgarten bezogen die Kinder Anfang des vorigen Jahrhunderts das Anschauungsmaterial für ihren Unterricht. "Zweimal pro Woche wurden die Pflanzen, die in freier Natur gesammelt wurden, per Boten an die Mädchen und Jungen geliefert", berichtet Elisabeth Kremers vom Stadtarchiv. Sie hat das Thema für eine Broschüre anlässlich der Euroga bearbeitet.

Das Bindeglied zwischen Garten und Schule bildete der Realschullehrer Hans Höppner (1873-1946). Der Botaniker, Biologe und Insektenforscher wird gern als der "Botaniker des Niederrheins" bezeichnet. Kremers: "Höppner pflegte den Garten, ergänzte ihn durch Pflanzenmaterial und setzte sich immer wieder für eine Vergrößerung der Anlage ein, in der seit 1910 fast die gesamte heimische Flora grünte und blühte."

Erst beim Bau des Grüngürtels konnte er seine Pläne verwirklicht sehen. Der Botanische Garten entstand auf dem Gelände der alten Parkanlage von Haus Schönwasser. Schon zwei Jahre später war er erheblich angewachsen. 1929 lieferte er 29 000 Pflanzen als Anschauungsobjekte an Krefelder Schulen.

Das war auch die Zeit, als die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Als reiner Schulgarten hatte sie nun ausgedient. Ein großer Besucherstrom setzte daraufhin ein. Die Sammlungen wuchsen in der Folgezeit immer mehr an.

Professor Albert Steeger regte daraufhin an, eine Unterrichtsmöglichkeit im Garten zu schaffen. Es entstand der Hans-Höppner-Pavillon. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Botanische Garten erheblich zerstört. Das Unterrichtsgebäude konnte erst Jahre später in Pavillonform wieder aufgebaut werden. 1960 wurde die Anlage um etwa 2,3 Hektar auf fast das Doppelte ihrer ursprünglichen Größe erweitert.

Ein Weiher für Sumpf- und Wasserpflanzen entstand, ebenso ein Schaugarten für Moorbeet- und Heidepflanzen. Über 200 verschiedene Rhododendren rundeten diese Anlage ab. Darüber hinaus entstanden ein neues Rosarium, ein bunter Sommerblumengarten und ein größerer Staudengarten.

Seit Anfang der 1970er Jahre gibt es ein beheizbares Gewächshaus, das zur Überwinterung exotischer Pflanzen eingesetzt wird. Die neueste Errungenschaft von 1997 ist das Kakteenhaus, das von den Krefelder Kakteenfreunden betreut wird. Im gleichen Jahr wurde auch der neu gestaltete Apothekergarten anlässlich der Krefelder Gesundheitstage eröffnet. Inzwischen finden im Botanischen Garten regelmäßig Frühkonzerte, Ausstellungen und Literaturlesungen statt. Der "Niederrheinische Bauerngarten" wurde der Sandbergschule als Unterrichtsgarten zur Verfügung gestellt.