Joan Armatrading sorgt für Wohlfühlatmosphäre

Auch wenn die Kulturfabrik am Freitagabend nur zur Hälfte gefüllt gewesen ist – die britische Sängerin begeistert ihre Fans.

Krefeld. Kontinuität und Ehrlichkeit sind im schnelllebigen Musikgeschäft nur noch selten anzutreffen. Wie gut, dass es da noch gestandene Rock-Größen wie die britische Singer/Songwriterin Joan Armatrading gibt, die ihre Professionalität auch mit 59 Jahren ernsthaft und ohne Starallüren auf die Bühne bringen können. Die anfänglichen Ovationen in der nur zur Hälfte gefüllten Kulturfabrik jedenfalls genoss die Britin zunächst mit zurückhaltendem Lächeln, ehe sie im grauen Hosenanzug ihr Konzert mit "Show some emotion" eröffnete.

Doch schon kurze Zeit danach entschuldigt sich die farbige Sängerin für die möglicherweise reduzierte Darbietung. Sie sei erkältet, erklärt Armatrading bescheiden in dem "Teil, wo ich mal etwas sage". Nur davon bekommt das Publikum in den darauf folgenden knapp zwei Stunden kaum etwas mit. Dafür ist Joan Armatrading einfach Vollblutmusikerin, lebt ihre selbst geschriebenen und arrangierten Songs mit ihrer dunkel-warmen Stimme voll aus.

Zusammen mit ihrer dreiköpfigen Begleitband spielt und experimentiert sie mit dem Blues, wird mal funkig, mal jazzig und hier und da sogar ungewohnt Effekt beladen. Überhaupt ist es dieses seriös wirkende, originelle Gewebe aus Rhythmuswechseln, das beim Zuhören ein ständiges Auf und Ab der Gefühle verursacht.

Wohlfühlballaden wie "All The Way From America" reihen sich dabei fast selbstverständlich an solide Rocknummern wie das Titelstück ihres aktuellen 17. Studioalbums "This Charming Life". Die stilistische Vielfalt und eine in vielen Klangfarben schillernde Instrumentierung machen gerade auch live den Reiz bei Armatradings Konzerten aus. Da wechselt sie gekonnt die Gitarren wie die Genres, ohne sich auch nur im Entferntesten dem Mainstream-Pop anzubiedern. Das alles wirkt in den besten Momenten so, als ob BB King mit Tracy Chapman gemeinsame Sache machen würde.

Auffällig ist, dass sich Joan Armatrading wohl von ihren Blues-Fesseln der letzten Platte befreit hat und den Fokus wieder auf eingängige Melodien wie bei "Promises" legt.

Dem Publikum, das bisweilen andächtig lauscht und eher selten die Refrains mitsingt, gefällt es. Man ist nicht zum Tanzen gekommen, sondern will ehrliche handgemachte Musik erleben. Belohnt wurden deshalb auch die vereinzelten Zugabe-Rufe: mit der Ballade "Willow" und ihrem größten Hit "Drop The Pilot" verabschiedete sich Joan Armatrading von ihren Fans - charmant und bescheiden wie sie begonnen hatte.