Zauberwort heißt: Abwarten

Richard Frücht und Birgit Loy vom Botanischen Garten geben Tipps fürs häusliche Grün.

Krefeld. Die Tagestemperaturen sollen ab Montag ins zweistellige Plus klettern; der Schnee ist von gestern. Schon in der vergangenen zweiten Wochenhälfte zwickte die Hobbygärtner der "grüne Daumen". Sie durchforsteten Balkon und Garten nach Frostschäden an Büschen und Bäumen.

Birgit Loy und Richard Frücht, die Leiter des Botanischen Gartens, haben auch schon den ersten Inspektionsgang übers Gelände hinter sich und melden erfreut: "Wir haben weniger Frostschäden als im vergangenen Jahr. Es liegt daran, dass der Schnee eine Dämmfunktion hatte, es durchgehend kalt blieb, so dass die Zweige zwischendurch nicht austrieben und dann erfroren, und es mit maximal minus zwölf Grad vier Grad ,wärmer’ blieb als 2009."

Die beiden Fachleute haben viele Tipps parat, um nach dem langen Winter zu retten, was zu retten ist. Denn in vielen Hausgärten fällt die Bilanz nicht so positiv aus wie im öffentlichen Grün am Schönwasserpark. Das Zauberwort der beiden Fachleute heißt: "Abwarten. Selbst wenn alle Äste erfroren sind, muss die Pflanze nicht tot sein. Oft ist noch Leben in der Wurzel."

Beim Stichwort "Winterhärte" muss unterschieden werden zwischen Kübel- und Bodenpflanzen. "Wenn Minusgrade herrschen, müssen wir bei ungeschützten Kübelpflanzen einfach mit erfrorenen Wurzeln rechnen", denkt Frücht. "Durch die gefrorene Topferde wurde das Wasser gebunden, und die immergrünen Pflanzen, die auch im Winter Wasser verdunsten, vertrockneten regelrecht. Bei Bodenpflanzen wird es eher nur zu Schäden an Blättern oder an Teilen der Zweige kommen."

Eine endgültige Beurteilung ist jedoch frühestens im April oder Mai möglich. "Deshalb ist es im Moment nicht an der Zeit, vorschnell zur Schere oder Säge zu greifen", so Loy. Also muss sich der Hobbygärtner in Geduld üben und das Frühjahr abwarten, um dann eventuell geschädigte Pflanzen zurückzuschneiden.

So manch mutiger Hobbygärtner hat in den vergangenen Jahren das Experiment gewagt, Oleander und Co. auf Balkon oder Terrasse mit Erfolg zu überwintern. Das klappte, weil die winterlichen Temperaturen im milden Minusbereich lagen. In den vergangenen Monaten waren die Nächte jedoch sternenklar, und die Schädigung durch Strahlungsfrost in Verbindung mit ungehinderter Sonneneinstrahlung am Tag zerstörte das Blattgewebe zahlreicher Pflanzen.

Frücht: "Bei der Feige beispielsweise müssen wir in offenen, windigen und kalten Lagen mit einem kompletten Absterben der oberirdischen Triebe rechnen. Im April oder Mai heißt es dann, die Triebe großzügig abschneiden. Die Pflanze treibt mit einigem Glück wieder neu aus."

Wer einen braun gewordenen Oleander besitzt, muss warten, ihn stehen lassen und gucken, was passiert. Bei der Kamelie werden die trockenen Stellen herausgeschnitten. Loy: "Einige der im Herbst ausgepflanzten Stauden frieren hoch. Das heißt, ihre Wurzeln sind zu sehen. Sie müssen jetzt wieder in die Erde gedrückt werden. Bei den Rosen wird der braune Teil der Triebe beim normalen Schnitt im Frühjahr bis in den gesunden Bereich hinein gekürzt." Frücht: "Kübelpflanzen dürfen nur gegossen werden, wenn es frostfrei ist, aber nicht mit warmem Wasser."