Zoo: Auge in Auge mit dem Küken
Zum Osterspaziergang am Montag mussten die Teilnehmer früh aufstehen. Dafür gab es dann viel zu sehen und zu entdecken.
Krefeld. Die Besucher, die sich zum Morgenspaziergang im Zoo einfinden, müssen mit dem ersten Hahnenschrei aufgestanden sein. Um acht Uhr — da scheint die Sonne noch durch den leichten Morgendunst — trifft sich eine 20-köpfige, muntere Schar am Eingang und freut sich darauf, zu so früher Stunde beinahe alleine mit den Tieren zu sein.
Die Gruppe hört und sieht die Zoobewohner, wie sie sonst im Besucherstrom kaum wahrzunehmen sind.
Der Spaziergang am Ostermontag beginnt natürlich bei den Eiern im Forscherhaus. Da heißt es: „Allerlei rund ums Ei“. Im Brutkasten schlüpfen die hellgelben, braunen und schwarzen flauschigen Küken. Einige liegen auf der Seite.
„Sie sind nicht tot“, beruhigt Biologin Petra Schwinn, die durch den Zoo führt. „Der Schlupf ist sehr anstrengend. Wenn sie müde sind, fallen die Küken einfach um und schlafen einige Minuten. Danach laufen sie wieder herum.“
Dass viele der kleinen Flauschkugeln verfüttert werden, liegt in der Natur der Sache. „Ohne Küken würden unsere Eulen verhungern. Sie mögen kein Müsli“, so Schwinn. „Wir möchten hier Faszination wecken, darauf aufmerksam machen, dass in jedem Ei Leben steckt und zeigen, dass Chicken-Nuggets einen lebendigen Ursprung haben.“
Weiter geht es zur alten Futtermeisterei, in der das Fressen für rund 1200 hungrige Mäuler zubereitet wird. Vom Heulager bis zu gut gefüllten Kühlschränken ist dort alles vorhanden, was Affe und Co. schmeckt. Die neue Anlage ist im Bau.
Dort wird es Führungen geben. Nebenan hat Alpaka-Hengst „Simon“ seine schwarzen Kulleraugen weit geöffnet. „Er bewacht seinen Harem, zu dem auch die junge ,Noir‘ gehört. Mit der neuen Stute lebt er seine Frühlingsgefühle aus.“
Besucherin Ingeborg Praus ist begeistert. „Ich habe zwar eine Jahreskarte, aber so früh war ich noch nie hier. Die Tiere erscheinen mir zu dieser Stunde sehr relaxed.“ Bärbel Marten ist auf Einladung ihrer Tochter in Krefeld und kommt aus Bochum. „Ich bin heute um 5.45 Uhr aufgestanden“, berichtet sie. „Der Morgenspaziergang ist eine Super-Idee.“
Im Schmetterlingshaus flattern die Falter den Besuchern um die Nasen. Auch hier die Entwarnung der Biologin: „Sie beißen, treten und spucken nicht.“ Dafür tut sich der fast handtellergroße Bananenfalter an einer Orangenscheibe gütlich, die Julia-Falter suchen sich ein Plätzchen an der Sonne und breiten die orangefarbenen Flügel aus. Christian Debski zückt die Kamera: „Das sehe ich zum ersten Mal.“
Auch im Regenwaldhaus ist die frühe Stunde gut, um Zweifinger-Faultier „Trine“ samt Baby auf dem Bauch beim Morgenhangeln unter der Glaskuppel zu beobachten. Später am Tag schlafen die nachtaktiven Tiere. Stets in Bestform sind die Weißgesicht-Sakis. Immer zu Schabernack aufgelegt, warten sie auf die Besucher und damit auf Unterhaltung.
„Wir haben einmal unseren Regenschirm mit Holzgriff ans Geländer gehängt. Nach kurzer Zeit hatten die Affen ihn angenagt“, erzählen Christa und Rolf Hohensee. „Wir genießen den wundervollen Tag mit seiner schönen Atmosphäre und den vielen Infos.“
Geradezu „drollig“ findet das Paar die quietschende Kibibi, die hinter ihrer Nashornmutter Mutter Nane herläuft. Endlich hat die ein Einsehen, bleibt stehen und streckt das linke Hinterbein aus, so dass die Kleine an die Milchbar kommt und endlich saugen kann.
Da solch ein Osterspaziergang hungrig macht, trifft sich die immer noch muntere Schar zum Schluss zum Frühstück im Grotenburg-Schlösschen. Womit die Besucher wieder bei den Eiern angekommen wären.