Zoo: Strauße balzen für Besucher

Beim Abendrundgang verrät die Führerin Natasche Grzembka den Gästen ihren Traum: Giraffen auf der Afrikawiese.

Krefeld. Damit haben die späten Zoo-Besucher nicht gerechnet, als sie sich bei der Abendwanderung der Afrikawiese nähern, die in der Dämmerung behäbige Ruhe ausstrahlt. In der Ferne sind schemenhaft Strauße und Antilopen zu erkennen. Zooführerin Natasche Grzembka erklärt, dass in diesem Jahr wohl nicht mit Sraußen-Nachwuchs zu rechnen sei. Damit sind die Tiere wohl nicht einverstanden.

Plötzlich tollen sie wie junge Fohlen über die Wiese, jagen die Ellipsen-Wasserböcke und Säbelantilopen vor sich her, plustern sich auf und führen Tänze vor, die jedem klassischen Ballett zur Ehren gereicht hätten. "Typisches Balzverhalten", korrigiert Grzembka ihre Bemerkung und fügt hinzu: "Wenn viele Besucher im Zoo sind, machen die so was nicht." Für die Afrikawiese verrät die Zooführerin ihren Traum: "Wir würden hier gerne auch Giraffen haben."

Felix (8) ist eines von sechs Kindern, die mit der 30-köpfigen Gruppe durch den Zoo wandern und die Stimmung genießen, die die über der Innenstadt untergehende Sonne eine Stunde nach dem Ende der Besuchszeit verbreitet. Felix hat ein Fernglas dabei. An vielen Gehegen hilft das nicht, weil sich die Tiere, vor allem die Raubkatzen, bereits zur Ruhe begeben haben. Das macht Natasche Grzembka durch die plastischen Beschreibungen wett.

Sie weiß viele Geschichten über die Tiere zu erzählen, von der Trauer der beiden Kameldamen nach dem Tod des Bullen, dem Alter der Siamangs Kathrin und Elvis, die zwar noch gelegentlich brüllen, aber ihre uralte Anlage nicht mehr verlassen wollen. Grzembka: "Dieses Haus wollten wir schon lange ersetzen, aber das hätte den Tod der Tiere bedeutet."

Liz G. ist mit ihrer Enkelin gekommen, die aus Hamburg zu Besuch ist: "Ich will dem Kind ja was zeigen, da habe ich ins Krefeld-Programm geschaut und die Abendführung gefunden." Die kleine Wanderung in der Dämmerung bietet der Zoo seit Jahren zum normalen Entrittspreis an, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Zwei Helfer der Zoofreunde sind mit dabei und passen auf, dass sich kein Besucher verläuft. Während die Tiere tagsüber kaum Notiz von den Besuchern nehmen, schauen sie in der Dämmerung argwöhnisch, wer denn da zu ungewohnter Zeit durch den Zoo geht. Die Besucher fühlen sich beobachtet, auch wenn sie die Beobachter manchmal nicht sehen. Bei den Großen Ameisenbären kann Natasche Grzembka berichten, dass sich erst spät geklärt hat, warum kein Nachwuchs kam: "Nino war kein Mann, sondern eine Nina. Jetzt ist Alberto da."