Der mutmaßliche Täter lebte unter Polizisten

In der Nähe von Olaf H. wohnt auch der Chef der Sonderkommission Mirco, Ingo Thiel.

Schwalmtal. Begreifen können es die Menschen immer noch nicht. Es liegt Schockstarre über dem kleinen Ort Ungerath. Einer aus ihrer Mitte soll der Mann sein, der den kleinen Mirco verschleppt und ermordet hat. Die Polizei hat Olaf H. als mutmaßlichen Täter festgenommen.

Seit vier Jahren wohnt der dreifache Familienvater in Ungerath. Geboren wurde er in Korschenbroich, lange hat er in Mönchengladbach gelebt. Und nun ist der 45-Jährige zum dritten Mal verheiratet und lebt im schmucken Einfamilienhaus in Ungerath. Ein netter Nachbar.

„Es war wie der Zusammenbruch einer heilen Welt“ sagt Schwalmtals Bürgermeister Reinhold Schulz. „Dass jemand im eigenen Umfeld zu so einer Tat fähig ist, schafft Hilflosigkeit.“ Für ihn sei nicht nachvollziehbar, dass Olaf H. auf den Streit mit seinem Chef mit einer solchen Gewalt reagiert habe. „Da rennt man durch den Wald, schreit oder trinkt sich vielleicht einen“, sagt Schulz.

Polizeiautos patrouillieren am Freitag vor dem Haus des mutmaßlichen Täters in Ungerath. „Alles ruhig“, vermelden die Besatzungen. Im Ort schimpfen die Menschen über Kamerateams, die in Scharen anrücken. „Lasst uns endlich in Ruhe“, schreit eine Frau.

Nichts sehnlicher als Ruhe wünschen sich die Menschen hier. Dafür stand bislang der Nachbar von Olaf H. Er ist selbst Polizist, wurde scherzhaft der „Kommissar der Siedlung“ genannt.

Denn er schaut genau hin. Wer in der Nachbarschaft Wasseruhren abliest oder etwas an der Tür verkaufen möchte, kann sicher sein, dass er ihn unter die Lupe nimmt. Aber auch er, der sogar selbst mit einer Hundertschaft der Polizei in den Maisfeldern nach dem vermissten Jungen gesucht hat, hat nichts bemerkt.

Olaf H. soll der Mann gewesen sein, der den Nachbarskindern Osterhasen versteckte, der seinen Garten und seine Familie über alles liebte. Für die eigene Tochter hatte er ein kleines Häuschen mit Rutsche aufgestellt. Er ging zu den Feiern der Nachbarschaft, stellte den Maibaum auf und war bei der „Nudelmeile“ dabei, wenn sich alle an langen Tischen zu italienischem Essen trafen.

Und der Nachbar ist nicht der einzige Polizist im Umfeld des mutmaßlichen Täters. Der Leiter der Sonderkommission Mirco, Ingo Thiel, wohnt nur einen Kilometer entfernt. „Nein, ich kannte den Täter nicht“, sagt Thiel. „Aber er vielleicht mich“, schiebt er nach. Im Dorf gut möglich. Thiel ist im Vereinsleben fest verankert und steht im Karneval regelmäßig als Sänger auf der Bühne.