Ex-Chef widerspricht Aussage von Olaf H.

Krefeld. Wann sagt der Angeklagte in diesem Prozess die Wahrheit? Vor dieser Frage stehen die Richter des Krefelder Landgerichts, die am 30. September ein Urteil über Olaf H. (45) fällen sollen.

Der Schwalmtaler hatte bei der Polizei und am ersten Prozesstag gestanden, den damals zehnjährigen Mirco am 3. September vergangenen Jahres als Reaktion auf Druck und Stress umgebracht zu haben. Zuletzt hatte er gesagt, sein Chef hätte ihn an diesem Tag angerufen und einen Bericht eingefordert. Dabei soll er nach H.’s Worten gesagt haben, dessen „blöde Tochter“, die angeblich krank war, sei ihm „scheißegal“.

Entsprechend gespannt wurde am Donnerstag die Aussage des Telekom-Managers erwartet. Vorher hatte schon ein anderer Vorgesetzter ausgesagt, der Chef sei in einem Gespräch im Juli „durchaus deutlich“ und auch „knallhart“ gewesen, aber eine solche Wortwahl könne er sich nicht vorstellen.

Erwartungsgemäß beteuerte der Chef auch später, er könne sich nicht nur nicht an dieses Telefonat erinnern, er sei sogar sicher, dass es nie geführt worden sei. „Hätten Sie mich gefragt, ob es vier oder noch mehr Wochen eher ein deutliches Telefonat gegeben hätte, hätte ich sagen müssen: Ja. Denn eines unserer Konfliktthemen war das Berichtswesen.“ Niemals aber habe er sich abfällig über die Tochter geäußert. „Ich würde immer sagen: Kümmere dich zuerst darum, dann komm wieder.“

Am 3. September sei er mit seiner Familie im Urlaub gewesen, habe kein Dienst-Handy dabeigehabt, und H.’s Nummer sei in seinem Privat-Telefon nicht eingespeichert. Olaf H. aber blieb dabei: „Ich bin mir nach wie vor sicher, dass es so war.“ Dass er beruflich unter Stress stand, kristallisiert sich immer mehr heraus. Doch warum H. auch nach der Aussage des Chefs bei seiner Version bleibt, und wer von beiden die Wahrheit sagt, das muss das Gericht jetzt ergründen. Am 19. September soll der Gutachter aussagen, der H. mehrfach in der Haft untersucht hat.