Fall Mirco: Polizei vermutet Täter aus der Region

Nach „Aktenzeichen XY“ waren die Telefonleitungen der Polizei überlastet. Eine heiße Spur war aber nicht dabei.

Grefrath. Seit das Verschwinden des zehnjährigen Mirco dank der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" ein Millionen-Publikum erreicht hat, kann sich die "Sonderkommission Mirco" vor Hinweisen kaum retten. Während der Sendung am Dienstagabend gab es etwa 40 Hinweise.

Noch am Donnerstag war der Andrang so stark, dass die Telefonleitungen zeitweise blockiert waren. "Im Laufe des Tages gab es hunderte Anrufe", sagte Polizeisprecher Bernd Klein. Bis zum Abend waren es insgesamt 1300. Die enttäuschende Erkenntnis der Ermittler: Eine "heiße Spur" war auf den ersten Blick nicht dabei.

Vor zwei Wochen, am 3. September, war Mirco um 21.45 Uhr zum letzten Mal an einer Bushaltestelle im Grefrather Ortsteil Oedt gesehen worden, als er sich auf sein Fahrrad schwang. Auf dem vier Kilometer langen Weg nach Hause wurde der Junge aus Grefrath von einem Täter vom Niederrhein entführt- davon gehen jedenfalls Spezialisten der Polizei, sogenannte Profiler, nach der Analyse der Tat aus. Dies hatte Soko-Leiter Ingo Thiel auch im TV gesagt: "Wir suchen keinen überörtlichen Täter. Wir konzentrieren uns auf Grefrath."

Polizeisprecher Willy Theveßen wurde am Donnerstag genauer, welche Art von Verdächtigen die Ermittler im Auge haben: "Das ist der nette, unauffällige Nachbar von nebenan. Er wohnt mitten unter ihnen. Wir glauben fest, dass er aus der Region kommt." Daher sei jedes auffällige Verhalten für die Ermittler immens wichtig: "Wer ist später als gewöhnlich nach Hause gekommen? Wer hat noch nachts sein Auto gesäubert? Wer ist Schleichwege gefahren?"

Inzwischen seien Dutzende Männer überprüft worden, die schon einmal einschlägig aufgefallen sind. Denn: "Ein Täter fängt in der Regel nicht mit solch einer Tat an, sondern hat eine Vorgeschichte", sagt Theveßen.

Erneut rückten am Donnerstag rund 200 Polizisten aus, um das Gebiet abzusuchen, in dem Mircos Handy vor fast zwei Wochen zuletzt geortet worden war: zwischen den Ortschaften Grefrath und Wachtendonk. Damit soll die Geländesuche abgeschlossen werden- jedenfalls bis auf Weiteres. Bei Bedarf können Beamte, Suchhunde und Hubschrauber wieder in Marsch gesetzt werden.