Kerzen für vermissten Mirco

Der Junge bleibt verschwunden. Auch die zahlreichen Hinweise erbrachten keine heiße Spur.

Grefrath. Ausnahmezustand in der Zentrale der Viersener Kriminalpolizei: Hunderte von Anrufern setzten gestern zeitweise die Telefonanlage außer Gefecht- Dauerstress für die Mitarbeiter an den sechs Annahmeplätzen. Ausgelöst wurde dieser Ansturm durch einen Beitrag im Fernsehen.

In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" gab es einen Bericht zum Verschwinden von Mirco Schlitter aus Grefrath. Der Zehnjährige war am 3.September zum letzten Mal in Oedt gesehen worden: Um 21.45Uhr an der Bushaltestelle "An der Kleinbahn". Seitdem ist der Hauptschüler verschwunden- und hat eine der größten Suchaktionen des Landes ausgelöst.

Doch der tagelange Einsatz von bis zu 1000 Polizisten, von Tauchern, Spürhunden und Hubschraubern hat immer noch nicht für den Durchbruch bei den Ermittlungen gesorgt.

Deshalb gibt es einen eindringlichen Appell von Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel, Leiter der Sonderkommission Mirco: "Sollten Sie derzeit die Hinweistelefone nicht erreichen, so versuchen Sie es bitte später noch einmal oder senden Sie uns eine E-Mail. Wir brauchen wirklich jeden Hinweis und es wäre fatal, wenn wichtige Beobachtungen aufgrund der derzeit überlasteten Leitungen verloren gingen." 1300 Hinweise nahmen die Ermittler bisher auf.

Der immense Personalaufwand der vergangenen Tage wird Stück für Stück reduziert. Gestern gab es zum vorläufig letzten Mal eine flächendeckende Suchaktion: 200 Beamte waren erneut entlang der Landstraße 39 unterwegs. Zum ersten Mal durchkämmten sie dabei auch Felder und Wälder nordwestlich der Autobahn 40.

Von 80 auf 50 Mitarbeiter reduziert wurde die Größe der "Soko Mirco"- jedenfalls vor-übergehend. "Doch die Zahl kann ruckzuck wieder erhöht werden", sagte Polizeisprecher Bernd Klein gestern im Gespräch mit der WZ. Das gelte auch für die Hundertschaften- wenn sich denn neue Anhaltspunkte bei der Suche nach dem Jungen ergeben.

Erhöht wurde inzwischen die Belohnung für Hinweise. Neben den 5000 Euro der Staatsanwaltschaft Krefeld gibt es 10 000 Euro, die "nicht genannte private Quellen" zur Verfügung stellen, so Klein.

Doch nach wie vor fehlt der entscheidende Hinweis auf den Verbleib des zehnjährigen Grefrathers. Und so gibt es auf eine Frage von Rudi Cerne, Moderator von "Aktenzeichen XY", noch keine Antwort: "Wo ist Mirco?", hatte er am Mittwochabend in der ZDF-Sendung gefragt. Und gesagt, was eigentlich keiner aussprechen mag: "Die Umstände lassen das Schlimmste befürchten."