Fechten in Kempen: Ehepaar kreuzt die Klingen
Unsere Redaktion stellt Sportarten vor, die häufig nicht im Rampenlicht stehen. Heute geht es ums Fechten.
Kempen. Es scharrt und klingt. Stahl reibt auf Stahl. Und die Klingen surren wieder auseinander. Vor, zurück, ein tiefer Ausfallschritt und Stich. Die Rote Lampe leuchtet. "Ja!" Annette Schott (45) hat ihren Mann (46) getroffen und einen Punkt erzielt. Martin Schott lässt sich aber nicht unterkriegen. Ein Schritt, ein Stoß, ein Pieps. "Jetzt hab’ ich dich!" Ein Blick zum Gerät, und ja, die grüne Lampe leuchtet.
Ganz in weiß, die Gesichter hinter einer Maske mit dichtem Gitter-Visier verborgen, den Körper im stichfesten Anzug, stehen sich die Ehepartner zum Duell gegenüber. Martin Schott keucht. "Das ist für kurze Zeit sehr anstrengend", sagt er. Kennengelernt haben sich die beiden Hülser beim Fechten: "Mit der Waffe in der Hand", sagt sie.
Die Fechter grüßen ab und geben sich die Hand. "Fechten ist ein sehr höflicher Sport", sagt Annette Schott. Vor jedem Gefecht grüßen die Gegner sich gegenseitig, den Obmann (Schiedsrichter) und das Publikum. Sie hebt die Klinge in Richtung Nasenspitze und streckt sie dann dem zu Grüßenden entgegen. "So geht das." Erst danach setzt sie die Maske auf.
Die Schotts sind aktive Mitglieder der Sparte Fechten des Kempener Turnvereins (KTV). "Es gibt drei Arten zu Fechten: Florett, Degen und Säbel", sagt Annette Schott. "In Kempen fechten wir ausschließlich mit dem Degen."
Ihr Mann präsentiert die Waffe. "Das ist der Pistolengriff", erklärt er. Die Hand des Fechters schließt sich um den Griff des Degens wie um den einer Pistole. Die Glocke, eine zur Hand hin offene Halbkugel, schließt an. Dahinter beginnt die Klinge mit der Spitze am anderen Ende, die aussieht wie ein kleiner Schalter. Über ein Kabel zählt ein elektrisches Gerät die Stiche.
Der Degen ist eine Stoßwaffe. "Das heißt, es wird nicht geschlagen, es zählen nur Stiche", erklärt sie. Der ganze Körper des Gegners ist das Ziel. Martin Schott hatte anfangs Hemmungen. "Mit der Waffe auf jemanden loszugehen, das war schon was.
Aber schließlich will der Gegner mich ja auch treffen." Im Alter von 26 Jahren hat er angefangen. Seine Frau kennt diese Berührungsängste nicht, sie war schon mit elf Jahren dabei und hat es - aus Tradition - dem Vater gleich getan. Die beiden Mädchen der Schotts (12 und 14 Jahre alt) setzen die Tradition fort.
Neben Meisterschaften gibt es auch interne Vereinsturniere. Regelmäßig treffen sich die Aktiven einiger Vereine. "Die Familie der Fechter ist klein", sagt sie. Man kennt sich und nutzt das vor allem in der Klasse der Senioren - übrigens schon ab dem Alter von 35 - für ein nettes Wiedersehen. Die anderen seien zwar Konkurrenten, "aber immer mit einem Lächeln", wie Annette Schott sagt. Aufgeregt sind die beiden dennoch vor jedem Duell.
Das Wichtigste sei Fairness. Was ein Fechter auf keinen Fall tun sollte, ist dem Gegner den Rücken zu zu wenden. "Das ist unsportlich", sagt Annette Schott.
Die Gefechte dauern entweder drei Minuten oder so lange, bis einer fünf Punkte erreicht hat. Steht es nach Ablauf der Zeit unentschieden, siegt der, der den nächsten Treffer erzielt. Was ist mit Verletzungen? "Blaue Flecken!", rufen beide.