J wie Jungfrau
Das Dreigestirn findet hierzulande immer wieder Zuspruch. So auch vor drei Jahren in Tönisvorst.
J wie. . . Wer wüsste das nicht: Die Jungfrau, „Ihre Lieblichkeit“ genannt, gehört im Kölner Karneval wie der Prinz und der Bauer zum Kölner Dreigestirn. Soweit kommt man auch ohne die Nachhilfe aus Kölle aus. Aber unter www.koelner-karneval.org lässt sich noch viel mehr erfahren.
Das Dreigestirn tritt dort seit sage und schreibe 1872 auf. Die Jungfrau wird im Karneval traditionell von einem Mann gespielt, denn in der Domstadt war der Karneval anfangs eine reine Männerangelegenheit. Und: „Damit keiner merkt, dass es sich bei der Jungfrau nicht um einen Mann handelt, darf sie während der Session weder Bart noch Schnäuzer tragen.“
Die Krone der Kölner Jungfrau sieht aus wie ein Zinnenkranz. Er und die Jungfräulichkeit symbolisieren die Uneinnehmbarkeit von Mutter Colonia, der Stadt Köln, als diese noch von einer halbkreisförmigen Stadtmauer umschlossen war.
Bei der Proklamation erhält die Kölner Jungfrau vom Kölner Oberbürgermeister als Symbol einen silbernen Spiegel, in dem sie sich selbst bewundern kann.
Dreigestirn — das ist auch ein Exportschlager — sogar am Niederrhein. So jubelten die Tönisvorster Karnevalisten, als sie im September 2013 erfuhren, dass Karl-Heinz Lessenich als Prinz, Harald Gengnagel als Bauer und Helmut Krohnen als Jungfrau antreten würden.
Krohnen, der schon Ministererfahrung hatte, war als Jungfrau schnell gesetzt. „Wenn er den Bart ab hat, hat er auch was Weibliches!“ ulkte damals Jürgen Schmitz vom TKK bei der ersten Vorstellung.
Die Idee zum Dreigestirn hatte das Trio aus einer Laune heraus entwickelt. Als auch die Frauen der Drei ihr Okay gegeben hatten, wurde die Idee tatsächlich umgesetzt.
Gebützt hat die Tönivorster Jungfrau natürlich auch. So zum Beispiel bei „ihrer“ Inthronisation, bei der „sie“ erstmals ihre blauen Schuhe in Größe 44 trug. Damals hatte sich Vize-Bürgermeister Uwe Leuchtenberg das Küsschen bei Jungfrau Helma abgeholt — sehr zur Freude aller im Saal.
Umjubelt zog das Dreigestirn durch die Säle der Heimat- und der Nachbarstädte.
Kurz vor den tollen Tagen mit Umzug dann der Schock: Prinz, Bauer und ihre Untertanen waren in Sorge um Jungfrau Helma I.. Sie war erkrankt. Ein Fragezeichen stand hinter ihrem Sturm aufs Rathaus an Altweiber.
Prinz Karl-Heinz III. und Bauer Harald I. forderten daraufhin ihr närrisches Volk auf, für ihre Jungfrau fröhlich-bunte Kerzchen anzuzünden, damit sie beim Höhepunkt der Session wieder mit an Bord ist. Das hat geklappt. Darauf auch heute noch einmal ein dreigestirniges dreifaches Klappertüüt.
Noch ein kurzer Nachtrag: Bei einem Treffen am Ende der Session 2013/14 kamen alle drei bester Laune zum WZ-Interview. Die Jungfrau übrigens unrasiert mit Bartschatten. Seine Frau wolle ihn nicht mehr küssen, „weil ich immer Lippenstift drauf habe“, klagte Helmut Krohnen mit einem Augenzwinkern. Mit dem jungfräulichen Lippenbekenntnis hatte es sich ja Aschermittwoch dann erledigt. Ree