Tränen zum Abschied von Mirco
1200 Menschen nehmen in Grefrath an einem bewegenden Abschiedsgottesdienst teil. Ihre Gebete gelten auch dem Täter.
Grefrath. Rosemarie Braun (66) schämt sich ihrer Tränen nicht. „Das ist alles ganz schlimm. Der arme Junge — das wird mich mein Leben lang bewegen“, sagt die Mönchengladbacherin, die mit ihrer Tochter Daniela (27) und Enkelin Hannah (1) aus Mönchengladbach zum Trauergottesdienst für Mirco angereist ist.
Wie sie sind gut 1200 Menschen zu dem Trauergottesdienst nach Grefrath gekommen — Familienangehörige, Nachbarn, Freunde und Mitschüler des ermordeten Jungen. In der St. Laurentiuskirche gibt es bereits eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes keinen freien Platz mehr. Die Menschen drängen sich auf dem Marktplatz vor einer großen Videowand, über die der Gottesdienst übertragen wird. Um 18 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn des Trauergottesdienstes lassen sie 500 weiße Ballons mit der Aufschrift „Ruhe in Frieden, Mirco“ in den Himmel steigen.
Die Eltern von Mirco nehmen nicht an dem Gottesdienst teil. Sie seien an einem vertrauten Ort, sagt Präses Roman Siewert vom Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, zu der Mircos Familie gehört. Doch die Familie ist im Geiste bei den Trauernden. Siewert verliest einen Brief der Eltern an die Einwohner von Grefrath, an Mitschüler und die Mitarbeiter der Polizei. Mirco sei „freundlich, lebenslustig“ gewesen, heißt es darin. „Er war unser Clown, unsere Sportskanone.“
In den anschließenden Fürbitten wird aber auch für den Täter und dessen Familie, „für alle, die seine Tat mit getroffen hat“, gebetet. Die Menschen auf dem Marktplatz beten still mit.
„Wir dürfen uns freuen, Mirco im Himmel wiederzusehen“, schreibt die Familie am Ende ihres Briefes. Und fast schon gleichnishaft steigt vor dem Gottesdienst vom sich leerenden Marktplatz aus noch ein einzelner weißer Ballon in den schwarzen Abendhimmel — an dem bereits die ersten Sterne hell funkeln.